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Ulcus cruris

Wenn Wunden nicht heilen wollen

Chronische Geschwüre am Unterschenkel erfordern eine konsequente Therapie. Mit modernen Hilfsmitteln lassen sich die Heilungsbedingungen optimieren.
Nicole Schuster
20.11.2022  08:00 Uhr

Fünf Bausteine der Wundbehandlung

Die zweite Säule der Ulcus-cruris-Therapie ist die Wundversorgung und -behandlung. Sie setzt sich je nach Form und Schwere der chronischen Wunde aus verschiedenen Elementen zusammen.

Die konservative Wundbehandlung kann nach dem M.O.I.S.T-Konzept erfolgen, das die Wund-D.A.CH., die Dachorganisation aller deutschsprachigen Vereine und Gruppen, die im Bereich des Wundmanagements tätig sind, 2017 vorgestellt hat. Das strukturierte Vorgehen besteht aus fünf Elementen:

  • Moisture Balance (Exsudatmanagement),
  • Oxygen Balance (Sauerstoffbalance),
  • Infection Control (Infektionskontrolle),
  • Support (den Heilungsprozess unterstützende Maßnahmen) und
  • Tissue Management (Gewebemanagement) (1).

Das Exsudatmanagement beruht auf der Erkenntnis, dass das richtige Feuchtigkeitsgleichgewicht wichtig ist, damit eine Wunde abheilen kann. Sowohl trockene als auch übermäßig feuchte Geschwüre heilen schlechter. Trockene Wunden lassen sich mit einem Hydrogel anfeuchten. Die überwiegende Anzahl der chronischen Wunden »nässt« jedoch, was zu einer Mazeration des Gewebes führen kann. In diesem Fall sind Wundauflagen angezeigt, die das austretende Wundexsudat auffangen können. Das Apothekenteam kann Auflagen mit Alginaten oder Hydrofasern empfehlen; auch Schaumverbände oder Superabsorber sind geeignet (Tabelle 2) (16, 17).

Bezeichnung Beschreibung Indikationen und Kontraindikationen Hinweise
Hydrokolloid-Verbände organische Gelbildner wie Carboxymethylcellulose (CMC), Pektin, Gelatine, die nach außen mit einem dünnen Polyurethanfilm abschließen, daher semiokklusiv

Bei Kontakt mit Wundexsudat verflüssigt sich die Hydrokolloidmasse. Es bildet sich ein visköses, gelbliches bis bräunliches Gel.
entsprechend ihres Exsudat-Aufnahmevermögens für leicht bis mäßig stark sezernierende Wunden, können auch fibrinöse Beläge aufweichen und ablösen

nicht geeignet für klinisch infizierte Wunden, ischämische Ulzera, Wunden mit freiliegenden Sehnen, Knochen oder Knorpelgewebe, Verbrennungen 3. und 4. Grades
nicht zurechtschneiden, da die Dichtigkeit verloren geht

Kleber nicht immer deklariert. Polyacrylatkleber können lokale Reaktionen auslösen

Gebildetes Gel ist durch das Verbandmaterial hindurch als Blase sichtbar. Erreicht diese Wundgröße, muss der Verband gewechselt werden. Bei mäßig sezernierenden Wunden spätestens nach sieben Tagen wechseln
Aktivkohle-Verbände Fasergewirk der Kompresse wurde verkohlt und mit einer Schicht elementaren Silbers versehen. Wirkt geruchbindend und bakterizid stark sezernierende, infizierte, infektionsgefährdete und Geruch entwickelnde Wunden Kompresse in die Wunde einlegen und mit weiteren Kompressen fixieren. Bei zu geringer Exsudation den Verband zusätzlich anfeuchten

Verbandwechsel nach einem bis drei Tagen
silberhaltige Wundauflagen Silber wirkt antiseptisch gegen Pilze, grampositive und gramnegative Aerobier und Anaerobier.

Silber ist auf unterschiedliche Trägermaterialen aufgebracht, zum Beispiel Alginate, Aktivkohle, Hydrokolloide oder Polyethylengewebe.
infizierte oder infektionsgefährdete Wunden strenge Indikationsstellung wegen des hohen Preises
Kollagene schwammartige Wundauflagen mit hoher Saugkapazität für Exsudat und Zelltrümmer, wirken blutstillend chronische Wunden in der Granulationsphase mit Gewebedefekten, frei von nekrotischem Gewebe und ohne Infektionszeichen. Zur Blutstillung

nicht für infizierte Wunden, unwirksam bei noch vorhandenem nekrotischen Gewebe
Wundauflage mit steriler Schere auf die Wundgröße zuschneiden oder gefaltet in tiefe Defekte einlegen. Bei nur geringer oder fehlender Exsudation die Kompresse mit steriler Ringerlösung anfeuchten

Kollagenprodukte lösen sich auf oder wandeln sich in Gel um. Verbleiben bis zur vollständigen Resorption in der Wunde
Hyaluronsäure-Derivate Hyaluronsäure wirkt hydratisierend. Fördert Angiogenese, Migration von Epithelzellen und Proliferation von Fibroblasten bei stagnierenden chronischen Wunden kostenintensiv
Tabelle 2: Übersicht moderne (interaktive) Wundauflagen (10)

Damit die Wunde gut heilen kann, benötigt sie eine ausreichende Sauerstoffzufuhr. Chronische Wunden, die auf eine mangelnde Durchblutung zurückgehen, sind meist sauerstoffarm. Wenn Maßnahmen wie Revaskularisation und Kompressionstherapie nicht ausreichend wirken, kann topisch applizierbares Hämoglobin helfen (4, 18). Hämoglobin-Spray wird beim Verbandwechsel, mindestens jedoch alle drei Tage, auf die Wunde aufgesprüht. Das hoch aufgereinigte Hämoglobin bindet Sauerstoff aus der Umgebung und diffundiert durch das Wundexsudat zum Wundgrund (19, 20).

Die Infektionskontrolle ist besonders wichtig, da bei etwa drei Vierteln aller chronischer Wunden Biofilme nachweisbar sind, die die Heilung verzögern. Biofilme bestehen aus einer Ansammlung von zusammenhängenden Bakterien, die sich in einer schützenden Matrix aus Proteinen, DNA und Polysacchariden befinden. Diese Matrix wird auch als extrazelluläre polymere Substanz (EPS) bezeichnet. Antimikrobielle Mittel müssen in die EPS eindringen, um die Bakterien zu erreichen. Zusätzlich ist eine regelmäßige Wundreinigung erforderlich. Topische Antibiotika sollten nicht angewendet werden, wie im aktuellen Positionspapier zum Thema »Antimicrobials and Nonhealing Wounds« der Europäischen Wundmanagement Assoziation (EWMA) noch einmal bekräftigt wurde.

Zeitlich begrenzt können Antiseptika, beispielsweise mit Polihexanid oder Octenidin, eingesetzt werden. Antimikrobiell wirkende Auflagen enthalten oft Silberionen, die verschiedene Proteine der Keime in Komplexen binden und dadurch zu deren Zelltod (Bakterizidie) führen oder ihre Vermehrung (Bakteriostase) hemmen (8). Die entsprechenden Reaktionen können nur in wässrigem Milieu erfolgen. Trockene Silberverbände sind daher für trockene Wunden nicht geeignet. Je nach Exsudationsmenge kann die silberhaltige Wundauflage mit einer geeigneten Lösung angefeuchtet werden.

Zu beachten ist ferner, dass sich die Wunde durch das freigesetzte Silber gräulich verfärben kann. Die Verfärbung »wächst« zwar wieder raus, erschwert aber die Beurteilung der Wunde (10).

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