Wenn Wunden nicht heilen wollen |
Alternativen zu silberhaltigen Produkten sind Auflagen mit dem antiseptisch wirkenden PHMB (Polihexamethylenbiguanid = Polihexanid), bakterienbindende hydrophobe Faserverbände sowie Produkte mit medizinischem Honig (21).
Hydrophobe Faserprodukte sollen nach Angaben des Herstellers mit ihrer stark hydrophoben Oberfläche die ebenfalls hydrophoben pathogenen Bakterien und Pilze irreversibel binden. Mit jedem Verbandwechsel sollen die Erreger entfernt und somit die Keimbelastung stetig reduziert werden (22).
Eine weitere Option kann antibakteriell wirksamer medizinischer Honig sein. Gemäß einem Cochrane-Review aus 2014 lässt sich bislang aber nicht sagen, ob das Auftragen von Honig bei Beingeschwüren besser oder schlechter als andere Behandlungen ist. Die bestehende Evidenz sei von meist niedriger oder sehr niedriger Qualität (23). Bei der Anwendung können Unverträglichkeiten und Schmerzen ein Problem sein. Je nach Qualität und Herkunft des Honigs sind auch Pestizid-Rückstände oder andere Verunreinigungen zu beachten (24).
Um den Wundheilungsprozess zu unterstützen, kommen die sogenannten Support-Maßnahmen zum Einsatz. Als Wundstarter oder aktive Wundversorgungsprodukte vermarkten einige Hersteller eine Gruppe sehr unterschiedlicher Produkte, die über verschiedene Mechanismen die Wundheilung verbessern sollen. So soll Kollagen als Strukturprotein Zellen in den Wundbereich locken, das Zellwachstum induzieren und den Aufbau neuer Proteine unterstützen (zum Beispiel in Promogran) (25).
Das Polysaccharid ChitosanFH02® ist bei chronischen Wunden indiziert und bildet nach Antrocknen einen dünnen, elastischen, transparenten Film, der bei der Wundreinigung entfernt werden kann oder solange verbleibt, bis er bei der natürlichen Hauterneuerung abgestoßen wird (Beispiel: QiQu medical Spray).
Das Ziel anderer Produkte ist es, den pH-Wert in der Wunde zu senken. Im sauren Milieu nehmen das Bakterienwachstum und die proteolytische Aktivität der im Übermaß vorhandenen, heilungsverzögernd wirkenden Matrix-Metallo-Proteasen (MMP) ab (zum Beispiel Cadesorb). Die Komponente NOSF (Nano-Oligo-Saccarid-Faktor) bildet, in eine Matrix eingebettet, mit dem Wundsekret einen Gelfilm, der das Wundmilieu verbessert. NOSF neutralisiert auch MMP (zum Beispiel UrgoStart) (26–28).
Die Wirkung dieser wundheilungsfördernden Produkte ist oft nicht ausreichend belegt. Sie sind zudem teuer und kommen meist nur zum Einsatz bei Verläufen, die trotz adäquater Therapie der Ursachen refraktär sind (10).