Wenn Wunden nicht heilen wollen |
Sowohl bei venös als auch bei arteriell bedingten Gefäßerkrankungen wird die Haut empfindlicher und kann mechanischen Belastungen weniger gut standhalten. Dadurch entstehen leichter Verletzungen, die zu schlecht heilenden oder chronischen Wunden werden können. Die verminderte Versorgung des Gebiets beeinträchtigt nicht nur die Wundheilung, sondern auch die lokale Immunabwehr. Erreger können in die Wunde eindringen und zu einer Infektion führen (9).
Bei chronischen Wunden ist das Gleichgewicht aus anabolen und katabolen Prozessen gestört. Die Wundheilung kann in der Entzündungsphase, manchmal auch in der Granulationsphase, stagnieren. Sie wird dadurch beeinträchtigt, dass die Mitoserate der Fibroblasten reduziert ist (4).
Mit Ultraschall kontrolliert der Arzt die Durchblutung der Beingefäße. / Foto: Adobe Stock/bondvit
Als Ursachen für Wundheilungsstörungen kommen sowohl lokale als auch systemische Faktoren infrage. Auf lokaler Ebene erschweren neben einer Infektion der Wunde auch Austrocknung oder Unterkühlung, Bewegung im Wundgebiet sowie Schädigung durch Druck die Abheilung. Systemisch spielen ein ernährungsbedingter Eiweiß-, Vitamin- oder Mineralstoffmangel ebenso eine Rolle wie Kachexie oder Adipositas. Im Alter nimmt die Zahl der Mastzellen ab; es bilden sich weniger Kapillaren neu und die Zellproliferation ist schlechter. Auch bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Leberfunktionsstörungen oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen funktioniert die Wundheilung nicht mehr so gut. Das gilt auch für Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und des hämatologischen Systems.
Das Apothekenteam sollte auch an wundheilungsstörende Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), Gerinnungshemmer, Zytostatika, Glucocorticoide und andere Immunsuppressiva denken (10).
Die Lokalisation, die vom Patienten beschriebenen Symptome und Begleiterscheinungen können schnell den Verdacht auf ein Ulcus cruris aufkommen lassen. Zur Diagnose der chronischen Wunde können Ärzte die sogenannte ABCDE-Regel heranziehen.
Der Schweregrad der Ulzeration wird meist nach ihrer Ausdehnung in die Tiefe festgelegt (Tabelle 1).
Schweregrad | Tiefe des Ulkus |
---|---|
1 | überschreitet die Epidermis und Dermis nicht |
2 | erreicht die Subkutis |
3 | erreicht eine Sehne, einen Knochen, ein Ligament (Band) oder ein Gelenk |
4 | bis zu Sehne, Knochen, Ligament oder Gelenk und zusätzlicher Abszess und/oder Osteomyelitis |
5 | bis zu Sehne, Knochen, Ligament oder Gelenk und nekrotisches Gewebe/Gangrän in der Wunde |
6 | bis zu Sehne, Knochen, Ligament oder Gelenk sowie Gangrän der Wunde und des umgebenden Gewebes |