Pharmazeutische Zeitung online
Restless-Legs-Syndrom

Welche Medikamente helfen, welche verschlimmern?

Über- und zugleich unterdiagnostiziert: Ein Restless-Legs-Syndrom ist nicht immer einfach zu erkennen. Zumal es Arzneistoffe gibt, die ähnliche Symptome auslösen können, und indizierte Dopaminergika bei zu hoher Dosierung ein RLS verschlimmern können.
Brigitte M. Gensthaler
27.11.2020  18:00 Uhr

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist gekennzeichnet durch Bewegungsdrang und-unruhe der Beine, oft begleitet von Spannungsgefühl und Kribbeln bis hin zum Schmerz. Die Symptome treten meist abends auf und lassen sich nur durch Bewegung lindern. 80 Prozent der Betroffenen haben Beinbewegungen im Schlaf (PLMD). »Bei den meisten ist das Syndrom so unterschwellig, dass sie es dem Arzt nicht sagen«, berichtete Dr. Markus Zieglmeier von der Apotheke des Klinikums München-Bogenhausen beim Heidelberger Web-Kongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. 

Die Ursache ist weitgehend unbekannt. Auch einige Erkrankungen können RLS-Symptome auslösen. Dazu zählen schwerer Eisenmangel und eine Eisenverteilungsstörung – diese ist möglichweise der Grund für die klare genetische Disposition beim idiopathischen RLS – sowie eine Urämie und dialysepflichtige Niereninsuffizienz. Nach einer Nierentransplantation verschwindet das Syndrom. RLS kann auch in der Schwangerschaft, bei Depression und Angststörungen auftreten.

Apotheker sollten auf »Mimics« in der Medikation achten, die RLS-ähnliche Symptome auslösen können, betonte der Apotheker. Dazu zählen serotonerg wirksame Arzneistoffe wie Opioide (Tramadol) oder Antidepressiva (Trizyklika, SSRI, MAO-Hemmer), die ein Serotonin-Syndrom mit vegetativen Symptomen, Unruhe und Muskelkrämpfen anbahnen können. Niedrig dosiertes Escitalopram werde aber meist vertragen. Ein nicht-serotonerges Antidepressivum ist Agomelatin, allerdings mit dünner Studienlage bei geriatrischen Patienten. Vor allem ältere Antipsychotika können eine Sitzunruhe auslösen (Akathisie), die als RLS fehlgedeutet wird. Dies kann auch bei Muskelkrämpfen und -schmerzen unter hoch dosierten Statinen wie Simvastatin passieren. Zieglmeier empfahl eine Medikationsanalyse. »Die Diagnose RLS bedarf der Absicherung.«

Seite123>

Mehr von Avoxa