Welche Maßnahmen schützen vor Covid-19? |
Da man selbst und jeder Mensch infiziert sein könnte, ohne es zu wissen, muss man die Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von SARS-CoV-2 immer befolgen. Das ist die große Herausforderung!
Im Folgenden werden die Maßnahmen in den Kategorien »sinnvoll« und »unsinnig« besprochen. Sinnvoll meint: effizient im Hinblick auf die Vermeidung der SARS-CoV-2-Ausbreitung. Die Einordnung als »unsinnig« ist eher im Sinn von »wenig effektiv« zu verstehen. Die Effizienz ist hier (sofern vorhanden) eher marginal oder die Nebeneffekte, zum Beispiel auf die Umwelt und den Energiehaushalt, überwiegen.
Sinnvoll: Mit dem Abstand zur Infektionsquelle nimmt die Virusverbreitung deutlich ab (8, 9). Deshalb ist Abstandhalten (1,5 m) bei kurz dauernden Kontakten mit einem Indexpatienten effektiv. Bei einem längeren gemeinsamen Aufenthalt im selben Raum reicht Abstandhalten nicht aus, weil dann die Möglichkeit der Virusausbreitung über Aerosole besteht.
Die konsequenteste Form des Abstandhaltens ist, zu Hause zu bleiben und sich dabei auch vom Rest der Familie fernzuhalten. Daher soll man sich zu Hause selbst isolieren, wenn man Symptome einer Atemwegsinfektion entwickelt und noch nicht weiß, ob es Covid-19 sein könnte, oder wenn man Kontakt zu (möglicherweise) Infizierten hatte. Unter Quarantäne wird das behördlich angeordnete Isolieren zu Hause verstanden.
Unsinnig: Eigentlich ist Abstandhalten (> 1,5 m) immer sinnvoll zur Infektionsprävention. Sofern andere Präventionsmaßnahmen greifen, ist es aber nicht notwendig, zum Beispiel bei aktuellem Nachweis der Nicht-Infektiosität durch einen Antigentest.
Sinnvoll: Masken haben zwei Funktionen: Schutz des Trägers selbst und Schutz der Umgebung, falls der Träger infektiös sein sollte. Daher sollten Masken immer getragen werden, wenn andere Personen im Raum oder in der Nähe sind, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln. Entscheidend ist der dichte Sitz der Masken. Darum sollte man ein Modell auswählen, bei dem man das Gefühl hat, dass es wirklich rundherum gut anliegt.
Selbstverständlich gibt es Unterschiede zwischen den Maskentypen. Stoffmasken haben die geringste Schutzwirkung, sind aber für viele Träger am angenehmsten in ihren Trageeigenschaften. Der chirurgische Mund-Nasen-Schutz (OP-Maske) wurde primär entwickelt zum Schutz der Wunde vor Tröpfchen, die das OP-Team beim Sprechen freisetzt. Sie schützt aber auch den Träger der Maske in bestimmtem Maß vor der Aufnahme von infektiösen Partikeln. An der Charité Berlin haben wir zu Beginn der Pandemie eindrücklich gesehen, dass die Infektionsübertragung unter dem Personal signifikant reduziert wurde, nachdem das generelle Tragen des Mund-Nasen-Schutzes implementiert war (10).
Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP-Masken) wurden zum Schutz des Trägers vor festen und flüssigen Aerosolen eingeführt. Ihre Anwendung (in der Regel FFP 2) ist wahrscheinlich mit dem besten Schutz für den Maskenträger assoziiert (11).
Sollte es trotz Maske zu einer Covid-19-Infektion kommen, kann man zumindest davon ausgehen, dass die infektiöse Dosis durch die Maske reduziert wurde und die Erkrankung damit weniger schwer ist (12).
Unsinnig: Der gewünschte Effekt der Maske ist nur gegeben, wenn diese Mund, Nase und Kinn bedeckt und der Nasenbügel angepasst ist. Darüber hinaus haben Untersuchungen gezeigt, dass die »Verpassungsleckage«, das heißt der fehlende Rückhalt beim Ausatmen des Trägers, weniger vom Maskentyp als vielmehr von individuellen Unterschieden zwischen den Maskenträgern abhängt (13). Das bedeutet: Bei manchen Menschen sitzen alle Maskentypen schlecht und bei anderen ist die Leckage immer sehr gering, egal um welchen Typ es sich handelt.
Masken mit Ausatemventil haben zwar eine Schutzwirkung für den Träger selbst, aber nicht für seine Umgebung.
Ein Faceshield allein ist nicht ausreichend, weder für den einen noch den anderen Zweck. In Kombination mit Masken können die Gesichtsvisiere einen zusätzlichen Spritzschutz darstellen.
Anders als bei vielen anderen Infektionskrankheiten sind Menschen, die sich mit SARS-Cov-2 infizieren, bereits vor Auftreten von Symptomen infektiös; die Infektiosität ist sogar vor Beginn der Symptomatik am höchsten. Zudem gibt es viele asymptomatische Verläufe. Daher sind die Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von SARS-CoV-2 grundsätzlich immer zu befolgen im Kontakt mit jedem einzelnen Menschen, der einem begegnet. Denn jeder Mitbürger könnte infiziert sein, ohne selbst davon zu wissen. Das ist die große Herausforderung.
Dabei gibt es nicht die eine wirksame Präventionsmaßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung. Wegen der Bedeutung des Nah- und des Fernfeldes und der unterschiedlichen Eigenschaften von virusbeladenen Tröpfchen und Aerosolen müssen verschiedene Maßnahmen gleichzeitig und kombiniert beachtet werden. Dazu gehören: Abstand halten, Masken tragen, Lüften, Händehygiene und Flächendesinfektion, sofern sie gezielt eingesetzt wird.