Weiterer Alzheimer-Wirkstoff gescheitert |
Christina Hohmann-Jeddi |
16.07.2019 15:15 Uhr |
Zwei Sekretasen zerlegen das Amyloid Precursor Protein in Stücke, wobei β-Amyloid entsteht. Dies lagert sich zu Oligomeren und schließlich zu Plaques zusammen. / Foto: Picture Alliance
Bei Umibecestat handelt es sich um einen Hemmstoff der β-Sekretase 1 (BACE1). Die Protease zerlegt zusammen mit der γ-Sekretase das Amyloid Precursor Protein (APP) in kleine Schnipsel von 35 bis 43 Aminosäuren Länge, die sich zu den charakteristischen β-Amyloid-Plaques zusammenlagern. Diesen Prozess, der der Amyloid-Hypothese zufolge als mögliche Ursache der Alzheimer-Erkrankung gilt, sollen BACE1-Inhibitoren verhindern. Da die Bildung der Plaques möglichst früh unterbunden werden soll, müssen potenzielle Wirkstoffe eingesetzt werden, bevor merkliche Neuronenverluste und kognitive Defizite entstehen.
Daher hatten die Unternehmen zwei Studien gestartet, die die Wirksamkeit von Umibecestat in der Prävention von Alzheimer bei Personen mit einem erhöhten genetischen Risiko für die Erkrankung, aber noch ohne kognitive Defizite untersuchen sollten. In der Generation-S1-Studie sollten 1300 Probanden und in der Generation-S2-Studie insgesamt 2000 Probanden teilnehmen. Beide Studien wurden nun vorzeitig abgebrochen. Der Grund: In einer geplanten Zwischenauswertung der unverblindeten Ergebnisse habe sich gezeigt, dass sich einzelne kognitive Parameter unter Verum verschlechterten, teilen die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Die Ergebnisse wurden bislang nicht in einem Fachjournal publiziert.
Damit ist ein weiterer Kandidat aus der Pipeline ausgeschieden. Er teilt das Schicksal des BACE1-Hemmers Verubecestat von MSD, dessen Entwicklungsprogramm Anfang 2018 abgebrochen wurde. Damit sei Elenbecestat von Biogen der einzige verbleibende BACE1-Inhibitor in der Alzheimer-Pipeline, schreibt Maura Musciacco vom Datenanalyse-Unternehmen Global Data. Ob dieser es bis zur Marktreife schaffe, sei jedoch fraglich.
Erst vor Kurzem wurden auch zwei Phase-III-Studien mit dem monoklonalen Antikörper Aducanumab von Biogen, der die β-Amyloid-Menge im Gehirn reduziert, wegen fehlender Wirksamkeit abgebrochen. Ebenso waren die Anti-Amyloid-Antikörper Crenezumab, Solanezumab und Bapineuzumab in späten Phasen der klinischen Entwicklung gescheitert.