Was verbirgt sich hinter den Impfstoffen aus China? |
Der dritte Impfstoff, der auch in den westlichen Ländern Aufmerksamkeit findet, ist Convidecia (Ad5-nCoV). Er wurde von dem chinesischen Unternehmen CanSino Biologics in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Institut für Biologie an der Akademie der medizinischen Militärwissenschaften entwickelt.
Der Impfstoff zählt zu der Gruppe der Vektorimpfstoffe, wobei das Adenovirus 5 (Ad5) als Transportvehikel für die genetische Information des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 genutzt wird. Dieses Vektorvirus wird ebenfalls als einer der beiden Vektoren im Sputnik V-Impfstoff eingesetzt. Auf Adenoviren basieren auch die Präparate von Astra-Zeneca und Janssen.
Im vergangenen Mai veröffentlichten die Forscher vielversprechende Ergebnisse einer Phase-I-Sicherheitsstudie mit Convidecia im Fachjournal »The Lancet«, und im Juli berichteten sie, dass ihre Phase-II-Studie gezeigt habe, dass der Impfstoff eine starke Immunantwort hervorruft. Bemerkenswert ist, dass momentan nur eine Dosis des Impfstoffs verabreicht wird.
In einem beispiellosen Schritt genehmigte das chinesische Militär dann am 25. Juni den Impfstoff für ein Jahr als »besonders benötigtes Medikament«. Am 28. November sagte der Geschäftsführer von CanSino Biologics in einem Interview, dass bereits etwa 40.000 bis 50.000 Menschen Convidecia erhalten hätten.
Ab August 2020 begann CanSino Biologics dann mit der Durchführung von Phase-III-Studien in einer Reihe von Ländern, darunter Pakistan, Russland, Mexiko und Chile. In die Studie sollen 40.000 Probanden eingeschlossen werden. Im Februar berichtete Reuters, dass eine Zwischenbetrachtung der Studie keine Sicherheitsbedenken aufzeigte, sodass die Studie fortgesetzt werden kann. Aussagen zur Wirksamkeit des Impfstoffs wurden bisher nicht verlautbart, geschweige denn publiziert.
Bisher wurde für keinen der drei prominentesten Impfstoffe aus China eine Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA gestellt. Ob diese geschehen wird, ist unklar, aber nicht unwahrscheinlich.
Sicherlich würden Impfstoffe, die als Antigen inaktivierte SARS-CoV-2-Viren enthalten, das Portfolio der Corona-Impfstoffe sinnvoll ergänzen. Dies vielleicht umso mehr, als wegen der in immer kürzeren Abständen auftretenden Virusvarianten, die dem Immunsystem in Teilen entkommen können, auch darüber nachgedacht wird, multivalente Impfstoffe zu entwickeln. Hier bieten Impfstoffe auf Basis inaktivierter Viren den Vorteil, alle viralen Antigene zu besitzen und eine breite Immunantwort zu induzieren. Eine Zulassung der Produkte in der EU wäre daher wünschenswert.
Bevor allerdings eine Zulassung der Impfstoffe in Europa in Erwägung gezogen werden kann, müssen sich die chinesischen Hersteller zu mehr Transparenz bereit erklären. Hier liegen die wirklichen Defizite dieser Impfstoffentwicklungen.
Professor Dr. Theo Dingermann, Senior Editor der PZ
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.