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Phytopharmaka und Co.

Was ist präoperativ zu beachten?

Viele Patienten nehmen Phytopharmaka, Nahrungsergänzungsmittel und andere Präparate der komplementären und alternativen Medizin ein. Diese müssen erfasst, beurteilt und gegebenenfalls rechtzeitig abgesetzt werden, um unerwünschte Effekte vor und bei Operationen zu vermeiden.
Dorothea Strobach
29.08.2021  08:00 Uhr

Homöopathika und TCM-Präparate

Für Homöopathika sind stoffbezogene Interaktionen mit anderen Substanzen nicht zu erwarten.

Problematisch sind oft Präparate der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die in der Regel komplex zusammengesetzt sind. Namen und Zusammensetzungen können variieren, was die Recherche erschwert (3). Wiederholt wurde über Verunreinigungen mit Schwermetallen und nicht deklarierte Inhaltsstoffe berichtet (10, 16). TCM-Präparate können relevante unerwünschte klinische Effekte haben. So weist die American Heart Association in einem Statement zu Arzneimitteln bei Herzinfarkt ausdrücklich auf potenzielle Risiken verschiedener TCM hin. Sie rät zum Beispiel vom Einsatz von Danshen und Dong Quai ab, da das Blutungsrisiko bei gleichzeitiger Einnahme von Cumarinen klinisch relevant steigt (29).

Zusätzlich ist immer zu bedenken, dass die Evidenz für einen Nutzen für viele Präparate der CAM fraglich ist. Häufig wird deshalb in der Literatur pauschal empfohlen, alle Präparate der CAM zwei bis drei Wochen präoperativ abzusetzen. Allerdings muss der Patient diese Empfehlung oder ärztliche Anordnung nachvollziehen können, sodass genauere Angaben zu den einzelnen Substanzen und Präparaten wünschenswert sind. Finden sich in der Recherche keinerlei Hinweise auf unerwünschte perioperative Effekte, ist eine Einnahme weiter möglich.

Was empfehlen internationale Leitlinien?

Die deutsche Leitlinie zur präoperativen Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nicht herz- oder thoraxchirurgischen Eingriffen von 2017 erwähnt das Thema Präparate der CAM nicht. Dagegen führt die Leitlinie der European Society of Anaesthesiology von 2018 einen eigenen Absatz dazu auf (9, 30).

Dort weisen die Autoren explizit auf die Notwendigkeit hin, Präparate der CAM präoperativ zu erfassen, und führen zudem die Evidenz für unerwünschte perioperative Effekte für ausgewählte CAM-Vertreter auf. Pauschal wird empfohlen, alle pflanzlichen Präparate zwei Wochen vor Operationen abzusetzen. Allerdings gibt es keine Evidenz dafür, Operationen aufgrund der Einnahme von Präparaten der CAM zu verschieben. In besonderen Fällen, zum Beispiel bei intrakranialen Eingriffen, sollte eine veränderte Hämostase bedacht werden (9).

Die American Society of Anesthesiologists und die American Association of Nurse Anesthetists haben keine offizielle Leitlinie oder ein Statement zum Thema veröffentlicht. Beide Organisationen empfehlen aber in Patienteninformationen, Präparate der CAM eine bis zwei Wochen vor einer Operation abzusetzen (10).

Ebenfalls aus den USA stammt ein Consensus Statement der Society for Perioperative Assessment and Quality Improvement zum präoperativen Umgang mit Präparaten der CAM. Hier werden Empfehlungen für insgesamt 83 verschiedene Supplemente aufgeführt. In vielen Fällen wird ein Absetzen zwei Wochen vor der Operation empfohlen. Grundlage der Überlegungen ist, dass bei fehlender Evidenz für eine positive Wirkung keine gravierenden Nachteile bei einem vorübergehenden Absetzen zu befürchten sind. Wurden entsprechende Präparate nicht präoperativ abgesetzt, wird auch hier ein individuelles Vorgehen nach Risiko empfohlen, zum Beispiel eher Verschiebung von Operationen mit hohem Blutungsrisiko oder intensive Blutzuckerüberwachung bei hypoglykämisch wirksamen Präparaten (8).

► Die pauschalen Empfehlungen zum Absetzen zwei bis drei Wochen präoperativ orientieren sich in der Regel daran, dass dieser Zeitraum eine sichere Ausscheidung garantiert und mögliche Wirkungen oder Nebenwirkungen des Präparats abgeklungen sind (2, 8, 18).

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