Vitamin D ohne Einfluss |
Vitamin D als Nahrungsergänzung kann laut einer aktuellen Metaanalyse das kardiovaskuläre Risiko nicht senken. / Foto: Adobe Stock/BillionPhotos.com
Da der Körper Vitamin D unter UV-Einstrahlung selbst synthetisiert, ist der Spiegel des Sonnenvitamins – das eigentlich ein Hormon ist – in nördlichen Breiten jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. Ob jedoch jeder vorübergehend niedrige Wert die Gabe von Supplementen rechtfertigt, ist unter Experten umstritten.
Rachitis und Osteomalazie als Folgen eines extremen Mangels sind in Deutschland extrem selten. Welche Effekte eine Vitamin-D-Gabe neben der Verhinderung dieser Mangelzustände hat, ist jedoch unklar. Da es im Körper an vielen Stellen Vitamin-D-Rezeptoren gibt, sind zumindest theoretisch zahlreiche Indikationen denkbar.
Als gesichert dürfte gelten, dass eine Einnahme aufs Geratewohl, also ohne vorherige Bestimmung des Blutwertes, nicht zu empfehlen ist. Auf viele offene Fragen rund um die Vitamin-D-Supplementation haben aber auch Studien noch keine befriedigenden Antworten geliefert. So zeigte erst vor Kurzem eine randomisierte, placebokontrollierte Studie, dass Vitamin D zur Diabetesprävention nichts bringt. In der Studie waren jedoch die Ausgangs-Vitamin-D-Spiegel der Teilnehmer zwar bestimmt, das Ergebnis aber nicht berücksichtigt worden.
In einer aktuellen Publikation im Fachjournal »JAMA Cardiology« untersuchte jetzt ein Autorenteam um Dr. Mahmoud Barbarawi von der Michigan State University den möglichen Zusammehang zwischen Vitamin-D-Supplementation und kardiovaskulären Erkrankungen. Auslöser waren die Ergebnisse von Beobachtungsstudien, die einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und einem erhöhten Risiko nahegelegt hatten, ohne ihn jedoch beweisen zu können, und die Tatsache, dass ein Einfluss von Vitamin D auf das Herz-Kreislauf-Risiko plausibel ist: Sowohl auf Herzmuskel-Zellen als auch auf Zellen der glatten Muskulatur in Blutgefäßen finden sich Vitamin-D-Rezeptoren. Diese sind an der Regulation des Calciumeinstroms, der Muskelrelaxation und der diastolischen Funktion beteiligt.
Die Autoren schlossen in ihre Metaanalyse lediglich randomisierte klinische Studien ein, in denen die Teilnehmer mindestens ein Jahr lang mit Vitamin D supplementiert worden waren. Es konnten 21 Studien mit insgesamt 83.291 Teilnehmern berücksichtigt werden, von denen ziemlich genau die Hälfte Placebo erhalten hatte.
Weder beim primären Endpunkt, den schweren kardiovaskulären Ereignissen, noch bei den sekundären Endpunkten Herzinfarkt, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Sterblichkeit oder Gesamtsterblichkeit ergab sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Das Geschlecht der Teilnehmer, der Ausgangs-Vitamin-D-Wert, die Dosis und die Formulierung der Supplementation sowie eine zusätzliche Gabe von Calcium waren ohne Einfluss auf das Ergebnis. Die Schlussfolgerung der Autoren lautet daher: Die zusätzliche Einnahme von Vitamin D bietet keinen Herz-Kreislauf-Schutz und ist daher hierfür nicht indiziert.