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SARS-Coronavirus-2

Virusvarianten im Überblick

Verschiedene Varianten des Pandemievirus SARS-CoV-2 mit unterschiedlichen Mutationen und Eigenschaften verbreiten sich seit einigen Monaten. Was ist zu den Mutanten bislang bekannt und was bedeuten sie für den Impfschutz? Eine Übersicht.
Christina Hohmann-Jeddi
20.02.2021  08:00 Uhr

Coronaviren gelten als genetisch relativ stabil, doch auch sie verändern sich regelmäßig. Bei jedem Replikationsprozess, also wenn das RNA-Genom kopiert wird, können Fehler (Mutationen) entstehen. Wirken diese sich günstig auf die Verbreitung des Virus aus, werden sie selektiert. Das heißt, die Mutante kann sich dann gegen andere Formen des Virus durchsetzen.

Von Varianten spricht man, wenn ein Set von bestimmten Mutationen über mehrere Replikationszyklen hinweg erhalten bleibt. Hat eine Variante veränderte Eigenschaften, kann sie als Stamm bezeichnet werden.

Im April 2020 tauchte erstmals ein neuer Stamm des SARS-Coronavirus-2 auf: die Mutante D614G. Sie löste in vielen Regionen der Welt die bislang vorherrschenden Varianten ab. Bald zeigte sich, dass diese Variante eine höhere Replikationsrate in menschlichen Zellen hat und auch infektiöser ist. Inzwischen ist sie weltweit die dominierende Variante.

In den vergangenen Monaten sind aber auch weitere Varianten aufgetaucht, die viel mediales Interesse auf sich gezogen haben. Bei jeder neuen Variante stellt sich die Frage, inwieweit bei ihr die Eigenschaften wie Übertragbarkeit und Pathogenität verändert sind. Wir haben die wesentlichen Informationen zu den wichtigsten Varianten zusammengefasst.

B.1.1.7 – die britische Variante

Name(n)

B.1.1.7, Variant of Concern 202012/01 (VOC-202012/01), 20I/501Y.V1

Verbreitung

Die Variante wurde erstmals im September 2020 in Großbritannien nachgewiesen. Sie verbreitete sich dort rasant und erreichte bis Ende Januar mehr als 80 Länder. Einmal angekommen, setzt sie sich rasch gegen andere Varianten durch. In Deutschland wurde sie erstmals im Dezember nachgewiesen. Inzwischen macht sie laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) 23 Prozent der Coronavirus-Nachweise aus. Ihr Anteil verdoppelt sich ungefähr alle zehn bis zwölf Tage.

Genetik

Die Linie B.1.1.7 trägt neben der D614G- weitere 23 Mutationen, davon acht im Spike-Protein, das für den Zelleintritt verantwortlich ist und gegen das die Impfantwort der meisten Covid-19-Vakzinen gerichtet ist. Zu den auffälligsten Mutationen im Spike-Protein zählen: N501Y in der Rezeptor-Bindedomäne (RBD), die anscheinend eine festere Bindung an den ACE-Rezeptor bedingt, P681H, die vermutlich zu einer erhöhten Spike-Produktion in infizierten Zellen führt, und die zwei Deletionen 69-70del und Y144/145del. Diese verändern anscheinend die Form des Spike-Proteins so, dass es einigen Antikörpern entkommen kann.

Eigenschaften

Die B.1.1.7-Variante gilt als deutlich ansteckender (zwischen 30 und 70 Prozent) als das nicht mutierte Coronavirus und führt zu höheren Viruskonzentrationen im Nasen-Rachen-Raum. Nach vorläufigen Datenauswertungen aus Großbritannien scheint sie auch um etwa 70 Prozent tödlicher zu sein. Dass sie bei Kindern und Jugendlichen zu schwereren Verläufen führt, konnte laut einer aktuellen Studie im Fachjournal »The Lancet Child & Adolescent Health« nicht bestätigt werden. Die Immunantwort auf eine natürliche Infektion oder eine Covid-19-Impfung scheint sie nach bisherigen Erkenntnissen nicht stark zu unterlaufen. Für verschiedene Präparate etwa von Biontech, Novavax oder den russischen Impfstoff Sputnik V liegen hierzu Daten vor.

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