Verantwortung mal zwei |
Bei akuten Kopfschmerzen und Migräne in der Schwangerschaft sollte der erste Therapieversuch nicht medikamentös erfolgen. Oft helfen schon Ruhe, Wasser trinken, frische Luft und Bewegung. Sind Medikamente erforderlich, sollten Kombipräparate, etwa Analgetika mit Coffein oder mit Substanzen derselben Wirkstoffklasse, gemieden werden. Bei unzureichendem Erfolg sollte zunächst die Dosis des Monoanalgetikums bis zur Höchstmenge erhöht werden, bevor die Substanz gewechselt wird.
Mittel der Wahl bei leichten Schmerzen ist Paracetamol (Tageshöchstmenge 4 g). Der Wirkstoff ist während der gesamten Schwangerschaft erlaubt, die Alternative Ibuprofen nur im ersten und zweiten Trimenon. Mittel zweiter Wahl ist Acetylsalicylsäure.
NSAR können im letzten Drittel der Schwangerschaft zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli beim Feten führen. Dabei handelt es sich um einen natürlichen »Kurzschluss« zwischen den Gefäßen, der sich erst innerhalb der ersten drei Lebenstage verschließen sollte (16). Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) forderte jüngst sogar, dass NSAR bereits ab der 20. SSW nicht mehr gegeben werden dürfen, da die Wirkstoffe, wenn auch selten, schwerwiegende Nierenprobleme beim Ungeborenen verursachen könnten. Zudem könnte die Einnahme zu möglichen schwangerschaftsbedingten Komplikationen, unter anderem durch Absinken des Fruchtwasserspiegels, führen (17).
Wenn Paracetamol oder NSAR bei Migräne-Attacken versagen, kann ein Triptan eingesetzt werden (16). Dabei ist Sumatriptan das Mittel der Wahl, weil dafür die meisten Daten vorliegen.
Schwangere können natürlich auch unter anderen, möglicherweise schweren akuten oder chronischen Schmerzen leiden. Bei mittelstarken bis starken Schmerzen kann Paracetamol in Kombination mit Codein erwogen werden. Der Arzt kann Tramadol oder Buprenorphin verordnen, bei stärksten Schmerzen bei strenger Indikationsstellung auch Morphin. Bei der analgetischen Therapie mit Opioiden/Opiaten bis zur Entbindung ist auf Entzugssymptome beim Neugeborenen zu achten (18).
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Auswertungen der US-amerikanischen Seuchenbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) weisen auf ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe bei Schwangeren hin. Nach Angaben der CDC werden Schwangere mit Covid-19 verglichen mit nichtschwangeren Infizierten signifikant häufiger intensivpflichtig, müssen häufiger beatmet werden und haben ein erhöhtes Risiko zu sterben.
Ähnlich die Ergebnisse der »WHO Collaborating Centre for Global Women’s Health«. Dem zufolge erkranken Schwangere häufiger an COVID-19, das Risiko für schwere Verläufe ist erhöht. Zudem äußert sich die Krankheit bei ihnen anders. Sie entwickeln seltener Fieber oder Myalgie. Die Forscher stellten auch fest, dass bei infizierten Schwangeren öfter eine Schwangerschaft eingeleitet und/oder der Säugling per Kaiserschnitt zur Welt kommt. Auch für die Kinder ist die Erkrankung problematisch, jedes vierte Frühchen musste intensivmedizinisch betreut werden, so die Wissenschaftler im Fachmagazin »BMJ«. Nur sehr wenige Neugeborene werden allerdings auf SARS-Cov-2 positiv getestet; sie entwickeln meist nur minimale Krankheitssymptome.
Das RKI weist auf seinen Internetseiten daraufhin, dass gemäß ersten Auswertungen der Daten des Projekts »COVID-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study in Germany« (CRONOS) die untersuchten Schwangeren hierzulande überwiegend einen günstigen Verlauf der Infektionskrankheit erfahren. Da aber sowohl die Schwangerschaft selbst als auch Covid-19 mit einer Hyperkoagulabilität einhergehen können, sollten Ärzte eine Thromboseprophylaxe bedenken.
Wichtig für die Beratung in der Apotheke: Schwangere sollten bei möglichen COVID-19-Symptomen sofort medizinische Hilfe aufsuchen und im Alltag die empfohlenen Vorsichts- und Hygienemaßnahmen besonders gut einhalten.