VdPP fehlt eine »überzeugende Idee« von der ABDA |
Jennifer Evans |
27.05.2022 14:30 Uhr |
Lotsen im Arzneimittel-Dschungel: Die Apotheke der Zukunft wird sich laut ABDA-Perspektivpapier mehr zum Berater von Gesundheitsangeboten entwickeln müssen. / Foto: ABDA
Im Januar dieses Jahres hatte sich die Mitgliederversammlung der ABDA auf eine aktualisierte Version des Perspektivpapiers »Apotheke 2030« geeinigt. In diesem Zusammenhang hatte die Standesvertretung der Apotheker mittgeteilt, dass dem Beschluss ein »intensiver mehrstufiger Diskussionsprozess« vorausgegangen sei. Das sieht der Vorstand des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) etwas anders und kritisiert in seinem aktuellen Rundbrief: »Ein langer standesinterner Diskussionsprozess, wie er 2013/2014 beim ersten Perspektivpapier stattfand, scheint in den Augen der ABDA allerdings nicht notwendig gewesen zu sein«.
Zur Erinnerung: Ursprünglich hatte die ABDA das Perspektivpapier bereits 2014 erarbeitet, hielt nun aber einige Anpassungen für notwendig. Unter anderem ging es um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Digitalisierung und den gemeinsamen Kampf gegen die Trivialisierung des Arzneimittels. Und auf lokaler Ebene sieht die Standesvertretung die stationären Apotheken in Zukunft als ein »Drehkreuz« zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Über den ersten Entwurf des Papiers hatte die PZ bereits Ende Dezember 2021 ausführlich berichtet.
Unklar ist dem VdPP, wie die Sache mit dem Drehkreuz in der Praxis tatsächlich funktionieren soll. Damit spielt er unter anderem auf die Schwierigkeit an, andere Akteure im Gesundheitswesen von dieser neuen Rolle der Apotheken zu überzeugen. Gleichmaßen gelte es, den Patienten glaubhaft zu versichern, dass keinerlei Interessenkonflikte bestünden.
Grundsätzlich hält der Verein die Idee zwar für gut, den Charakter der Apotheke als »gemeinwohlorientierte Einrichtung« weiter zu schärfen, wie es in dem Rundbrief heißt. Aber er zu befürchtet, dass dieser Weg von den Berufsvertretern nicht konsequent weitergegangen wird. Als Grund dafür nennen die demokratischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten die »wirtschaftlichen Strukturen, in denen die Apotheken ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen und in denen sich die Apothekenleiter offensichtlich gut eingerichtet haben«.
Nach Auffassung des Vereins fehlt dem ABDA-Papier »eine überzeugende Idee, wie dies im Sinne der Gesundheit der Bevölkerung und der Patientenorientierung umgesetzt werden soll«. Dabei gibt er zu Bedenken, dass der Zeitpunkt eigentlich gerade ideal wäre, die Offizin weg vom Handelsbetrieb und hin zu einer gemeinwohlorientierten Apotheke zur Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung zu entwickeln. Schließlich sei die Gesundheitspolitik den Vor-Ort-Apotheken derzeit zugewandt – nicht zuletzt aufgrund ihres Einsatzes während der Covid-19-Pandemie.