Über fünf Jahre wirksam |
Das Fortschreiten der Behinderung aufzuhalten, ist ein wichtiges Ziel in der MS-Therapie. / Foto: Fotolia/Pictures4you
Bei durchschnittlich jedem vierten Patienten mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose (RRMS) geht innerhalb von zehn Jahren nach der Erstdiagnose die Erkrankung in die sekundär progrediente Form (SPMS) über. Der S1P-Rezeptor-Modulator Siponimod (Mayzent®) ist seit Februar 2020 auf dem deutschen Markt verfügbar. Er ist die erste orale, spezifisch zur Therapie der aktiven SPMS zugelassene Option.
Die Zulassung basierte vor allem auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden und placebo-kontrollierten Phase-III-Studie EXPAND, in der bei SPMS-Patienten Wirksamkeit und Sicherheit von Siponimod mit Placebo verglichen wurde. An die Kernstudie schloss sich eine Extensionsphase an, in der die Patienten den Wirkstoff unverblindet erhielten. Ziel war es, Langzeit-Daten zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit zu gewinnen. Die Fünf-Jahres-Daten wurden laut Novartis im Fachjournal »Neurology« veröffentlicht.
Bei Patienten, die in der Verlängerungsphase weiterhin Siponimod erhalten hatten, war die Wahrscheinlichkeit für eine nach drei oder sechs Monaten bestätigte Behinderungsprogression signifikant geringer als bei Patienten der Placebo-Switch-Gruppe (die also von Placebo auf Siponimod gewechselt hatten). Dies unterstreiche den Nutzen eines frühen Behandlungsbeginns, betont der Hersteller. Zudem sei die jährliche Schubrate in der Siponimod-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Switch-Gruppe um 52 Prozent zurückgegangen. Das Risiko einer nach sechs Monaten bestätigten Verschlechterung der kognitiven Beeinträchtigung war um 23 Prozent geringer. Die offene Extensionsphase läuft insgesamt über sieben Jahre.
Siponimod ist ein selektiver Modulator des Sphingosin-1-Phosphat-(S1P)-Rezeptors, der selektiv an S1P1- und S1P5-Rezeptoren bindet. Durch die S1P-Modulation wird verhindert, dass die Lymphozyten aus den Lymphknoten austreten und in der Folge in das Zentralnervensystem von MS-Patienten gelangen. Dies führt zur entzündungshemmenden Wirkung von Siponimod. Die Substanz tritt auch in das ZNS ein und bindet an den S1P5-Subrezeptor an spezifischen Zellen im ZNS, einschließlich Astrozyten und Oligodendrozyten. Siponimod zeigte in präklinischen MS-Modellen remyelinisierende und neuroprotektive Effekte.