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Schweres Covid-19

Tocilizumab vor Indikationserweiterung

Die europäische Zulassungsbehörde EMA hat angekündigt, in einem beschleunigten Verfahren eine Indikationserweiterung des Tocilizumab-haltigen Präparats RoActemra® prüfen zu wollen. Es geht um den Einsatz des IL-6-Rezeptorantikörpers bei bestimmten hospitalisierten Covid-19-Patienten.
Sven Siebenand
16.08.2021  16:26 Uhr

Seit Juni 2021 darf Tocilizumab in den USA zur Behandlung von hospitalisierten Covid-19-Patienten eingesetzt werden, die systemische Corticoide und zusätzlich Sauerstoff erhalten beziehungsweise nicht invasiv oder invasiv mechanisch beatmet werden oder an die extrakorporale Membranoxygenierung angeschlossen sind.

Auch der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA will nun prüfen, ob der Antikörper bei hospitalisierten Patienten mit schwerem Covid-19, die bereits eine Behandlung mit Corticoiden erhalten und zusätzlichen Sauerstoff oder mechanische Beatmung benötigen, erteilt werden kann. Sofern keine weiteren Informationen mehr erforderlich sind, will der CHMP bis Mitte Oktober seine Empfehlung abgeben. Sollte sich der Ausschuss für die Indikationserweiterung aussprechen, muss anschließend die EU-Kommission final darüber entscheiden. Ein Unterschied zum Einsatz in den USA: Während die Notfallzulassung der FDA ab einem Alter von zwei Jahren gilt, will die EMA den Einsatz ausschließlich bei Erwachsenen untersuchen.

Eine wichtige Grundlage bei der Prüfung der angedachten Indikationserweiterung werden die Ergebnisse aus vier randomisierten Studien sein. In diesen wurde Tocilizumab bei schwerem Covid-19 im Krankenhaus eingesetzt.

Tocilizumab, das vor allem aus der Behandlung der rheumatoiden Arthritis bekannt ist, ist nicht der einzige IL-6-Rezeptorantikörper, der bei Covid-19 im Gespräch ist. Die Rationale hinter dem Einsatz dieser Arzneistoffe bei Covid-19: Das Interleukin-6 (IL-6) zählt zu den Zytokinen, die bei Covid-19 aktiv sind. Die Antikörper sollen die Wirkung von IL-6 bremsen.

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