Tinnitus entstressen |
Weitere Therapieoptionen bietet die App »Tinnitracks« der Firma Sonormed aus Hamburg. Sie wird durch HNO-Ärzte verordnet und bietet innerhalb derselben App in zwei verschiedenen, freizuschaltenden Versionen entweder die sogenannte Basis-Therapie oder die Neuro-Therapie. Erstere beruht auf der sogenannten Tinnitus-Counseling-Methode. Dieses Bewältigungstraining soll Betroffene aufklären und ihren Umgang mit dem Tinnitus schulen.
Diese App ist noch nicht ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen und damit nicht für alle Kassenpatienten verordnungsfähig. Die Basis-Therapie steht momentan nur Versicherten der Techniker Krankenkasse, HEK, Hanse-Merkur und Selbstzahlern zur Verfügung. Letztere können die Basis-Therapie mit einer Jahreslizenz für 228 Euro erwerben (Stand Januar 2022).
Anders sieht es mit der Neuro-Therapie aus – bereits mehr als 70 Krankenkassen übernehmen hierfür die Kosten (sie sind auf der Website der App gelistet). Gefilterte, auf den Tinnitus zugeschnittene Musik beruhigt die für den Tinnitus verantwortlichen überaktiven Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns. Dazu modifiziert die App die eigene Lieblingsmusik auf dem Smartphone des Patienten entsprechend seiner Tinnitus-Frequenz. Diese bestimmt vorab ein HNO-Arzt.
Das Prinzip hinter der Therapie nennt sich Tailor-Made Notched Music Training (TMNMT) – mit dem Ziel, die subjektiv empfundene Lautstärke des Tinnitus zu reduzieren. Placebokontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit des TMNMT. Die empfohlene Therapiedauer beträgt 90 Minuten täglich für mindestens zwölf Monate.
Selbstzahler mit kleinem Budget können darüber hinaus in den App-Stores zahlreiche Meditations-Apps kostenlos oder für einen relativ geringen Monatsbeitrag finden. Empfehlenswert sind zum Beispiel »7Mind«, die auch von einigen Krankenkassen bezahlt wird, »Calm«, »Headspace« oder »Balloon«.
»Meine Tinnitus App - Das digitale Tinnitus Counseling« ist eine neue App der Firma Sonormed GmbH aus Hamburg und vorläufig ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Damit ist sie die neben »Kalmeda« die zweite digitale Anwendung bei Tinnitus, für die alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Die App zielt auf eine gesteigerte Lebensqualität ab – durch einen gelasseneren Umgang mit der Krankheit und ihren Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen, Hörprobleme oder Konzentrationsdefizite. Dafür sorgen Audios, Videos und Entspannungstechniken. Eine einzelne Lektion dauert 60 bis 90 Minuten und kommt idealerweise einmal wöchentlich zum Einsatz. Die Therapie dauert zehn Wochen.
In der neuen Serie »PZ App-Check« stellt die PZ digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) im zweiwöchentlichen Rhythmus indikationsbezogen vor, ergänzt durch weitere aus Sicht der Redaktion empfehlenswerte Gesundheits-Apps. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es erfolgt keine detaillierte Bewertung. Geachtet wird etwa auf die Seriosität der Anbieter, die Verfügbarkeit sowohl für Apple- als auch Android-Nutzer und die Verfügbarkeit der App in deutscher Sprache. Abgeschlossene Artikel erhalten in der Regel kein Update, sondern spiegeln den Stand zum Veröffentlichungsdatum wider. Den Auftakt der Serie bildete der Artikel »Gesundheits-Apps: Wegweiser im App-Dschungel«. Teil 1 der Serie befasste sich mit der Indikation Übergewicht.