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PZ App-Check

Tinnitus entstressen

Lang andauernder Tinnitus ist für Betroffene eine echte nervliche Belastungsprobe. Zwei Apps auf Rezept versprechen Abhilfe. Sie bieten unter anderem Aufklärung, Entspannungsübungen und Hilfe beim gezielten Überhören der Ohrgeräusche.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 10.02.2022  18:00 Uhr

Nervig, aber meist harmlos: Gerade in stressigen Phasen kommt es hin und wieder zu Ohrgeräuschen. Diese sind meist von vorübergehender Natur und klingen nach wenigen Minuten von allein wieder ab. Hält das Problem jedoch länger als drei Monate an, spricht man von chronischem Tinnitus – für die Betroffenen eine nervliche Belastungsprobe (lesen Sie dazu auch den PZ-Titelbeitrag der Ausgabe 48/2021). Die Ursache liegt in einer fehlerhaften Reizweiterleitung des Gehirns, ausgelöst etwa durch akute Hörverluste, Ohrerkrankungen, Stress oder Kiefergelenkprobleme.

Chronischer Tinnitus lässt sich zwar nicht heilen, aber erfolgreich mindern. Mit der Tinnitus-App »Kalmeda« der Firma Mynoise aus Duisburg entwickelten HNO-Ärzte gemeinsam mit Psychologen eine der ersten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in sein DiGA-Verzeichnis aufgenommen hat, und zwar seit Januar dauerhaft. Alle Krankenkassen zahlen diese App auf Rezept.

»Der Schlüssel zum Erfolg ist die Veränderung deiner Einstellung gegenüber dem Tinnitus. Das Übungsprogramm dieser App hilft dir, dieses Ziel zu erreichen.« So fassen die Macher der Kalmeda-App ihre Intention zusammen. Der Kern von Kalmeda ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie soll den Betroffenen helfen, sich nicht mehr so stark auf den Tinnitus zu fokussieren und stattdessen die Aufmerksamkeit auf positive Dinge zu lenken.

Perspektivwechsel erreichen

Es geht also primär nicht darum, die störenden Ohrgeräusche zu beseitigen, sondern darum, sie nicht mehr so präsent wahrzunehmen. Erreicht werden soll dieses gezielte »nicht mehr Hören« des Tinnitus durch das Bearbeiten von fünf Stufen mit jeweils neun Etappen.

Die Therapie startet mit einer ausführlichen Anamnese. Die anschließende individualisierte Therapie bedient sich eines vielseitigen Repertoires: Entspannungsübungen, geführte Meditationen, Bilder, Hintergrundmusik sowie umfangreiche Informationen sollen den Betroffenen helfen zu entspannen. Die optimale Bearbeitungszeit pro Etappe variiert zwischen drei und sieben Tagen – und kann nicht verkürzt werden. Zu großem Eifer bei der Anwendung beugt die App durch Zeitschranken vor. Zudem bietet Kalmeda die Möglichkeit, einen Arzt zu kontaktieren.

Eine randomisierte klinische Studie mit 187 Probanden bestätigt den Nutzen dieser App. Die Interventionsgruppe nutzte die Kalmeda-App ab Studienbeginn, während die Kontrollgruppe die Therapie per App drei Monate später startete. Die dreimonatige Therapie mit Kalmeda senkte die subjektive Tinnitus-Belastung der Interventionsgruppe, wie ein Fragebogen (TF) zur Selbsteinschätzung der Probanden zeigte. Der TF-Gesamtscore, der den Behandlungsunterschied der Interventions- und Kontrollgruppe widerspiegelt, war nach drei Monaten in der Interventionsgruppe signifikant verbessert. Die Teilnehmer berichteten über weniger Stress und psychische Belastung.

Gefilterte Musik beruhigt überaktives Hörzentrum

Weitere Therapieoptionen bietet die App »Tinnitracks« der Firma Sonormed aus Hamburg. Sie wird durch HNO-Ärzte verordnet und bietet innerhalb derselben App in zwei verschiedenen, freizuschaltenden Versionen entweder die sogenannte Basis-Therapie oder die Neuro-Therapie. Erstere beruht auf der sogenannten Tinnitus-Counseling-Methode. Dieses Bewältigungstraining soll Betroffene aufklären und ihren Umgang mit dem Tinnitus schulen.

Diese App ist noch nicht ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen und damit nicht für alle Kassenpatienten verordnungsfähig. Die Basis-Therapie steht momentan nur Versicherten der Techniker Krankenkasse, HEK, Hanse-Merkur und Selbstzahlern zur Verfügung. Letztere können die Basis-Therapie mit einer Jahreslizenz für 228 Euro erwerben (Stand Januar 2022).

Anders sieht es mit der Neuro-Therapie aus – bereits mehr als 70 Krankenkassen übernehmen hierfür die Kosten (sie sind auf der Website der App gelistet). Gefilterte, auf den Tinnitus zugeschnittene Musik beruhigt die für den Tinnitus verantwortlichen überaktiven Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns. Dazu modifiziert die App die eigene Lieblingsmusik auf dem Smartphone des Patienten entsprechend seiner Tinnitus-Frequenz. Diese bestimmt vorab ein HNO-Arzt.

Das Prinzip hinter der Therapie nennt sich Tailor-Made Notched Music Training (TMNMT) – mit dem Ziel, die subjektiv empfundene Lautstärke des Tinnitus zu reduzieren. Placebokontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit des TMNMT. Die empfohlene Therapiedauer beträgt 90 Minuten täglich für mindestens zwölf Monate.

Selbstzahler mit kleinem Budget können darüber hinaus in den App-Stores zahlreiche Meditations-Apps kostenlos oder für einen relativ geringen Monatsbeitrag finden. Empfehlenswert sind zum Beispiel »7Mind«, die auch von einigen Krankenkassen bezahlt wird, »Calm«, »Headspace« oder »Balloon«.

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