Therapie individuell abstimmen |
Aerobes Ausdauertraining dient auch der Migräneprophylaxe. / Foto: Adobe Stock/Idanupong
Bei hohem Leidensdruck, eingeschränkter Lebensqualität, steigender Zahl der Kopfschmerztage oder bei Gefahr der Entwicklung eines MOH ist eine Prophylaxe indiziert. Die Indikation kann auch von der Anzahl und Schwere der Migräneanfälle abhängig gemacht werden: bei mehr als drei Anfällen im Monat, bei schweren oder lang andauernden Anfällen oder bei lang andauernden oder gehäuften Auren. Die Unverträglichkeit von Akuttherapeutika ist ein weiterer Grund, ebenso der Patientenwunsch nach einer Vorbeugung (2, 7, 24).
Die Migräneprophylaxe kann die Belastung der Patienten deutlich reduzieren (2). Letztlich ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität im Alltag der entscheidende Parameter zur Indikationsstellung, dies setzt das differenzierte Gespräch mit dem Patienten voraus.
Zu den nicht medikamentösen Möglichkeiten gehören (5):
Die zur medikamentösen Prophylaxe eingesetzten Wirkstoffklassen sind in Tabelle 3 dargestellt (5). Bis auf die neue Klasse der CGRP- und CGRP-Rezeptor-Antikörper wurden alle Wirkstoffe ursprünglich für eine andere Indikation entwickelt. Das Problem dieser Prophylaktika sind die UAW und die häufig niedrige Compliance (25).
Wirkstoff | Tagesdosis (mg) |
---|---|
Antidepressiva | |
Amitriptylin | 50 bis 75 |
Opipramol* | 50 bis 150 |
Antikonvulsiva | |
Topiramat | 25 bis 100 |
Betablocker und blutdrucksenkende Medikamente | |
Metoprolol | 50 bis 200 |
Propranolol | 40 bis 240 |
Candesartan* (off Label) | 8 bis 16 |
Lisinopril* (off Label) | 20 |
CGRP-Antikörper (zur Injektion) | |
Erenumab | 70 oder 140 subkutan alle vier Wochen |
Eptinezumab | 100 oder 300 intravenös alle drei Monate |
Fremanezumab | 225 monatlich oder dreimal 225 subkutan alle drei Monate |
Galcanezumab | initial zweimal 120 (am selben Tag) subkutan, dann 120 monatlich |
Calciumantagonisten | |
Flunarizin | 5 bis 10 an jedem 2. Tag nach Eintritt der Wirkung (Fachinformation) |
Weitere Stoffe | |
Magnesium* | zweimal 300 |
Coenzym Q10* | dreimal 100 |
Riboflavin* (Vitamin B2) | zweimal 200 |
Onabotulinumtoxin A (wenn zwei Prophylaxen nicht wirksam waren) | 155 oder 195 E i.m. |
Am besten belegt ist die Wirkung der Betablocker Metoprolol und Propranolol, des Calciumantagonisten Flunarizin, des Antikonvulsivums Topiramat und des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin. Bei chronischer Migräne mit oder ohne Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln sind Topiramat und Onabotulinumtoxin A wirksam (5). Bei der Prophylaxe mit Topiramat ist auf Interaktionen mit hormonellen Kontrazeptiva zu achten. Topiramat ist teratogen und darf nur unter sicherer Antikonzeption verabreicht werden (5, 7). Im Allgemeinen sollte kritisch diskutiert werden, ob das Antiepileptikum für Frauen mit Kinderwunsch geeignet ist.
Für die medikamentöse Prophylaxe wird folgendes Vorgehen empfohlen (2):