Therapie gezielt ins Auge |
Ziemssen unterstreicht dabei die Rolle der Apotheker. »Sie können das Grundverständnis über die Erkrankung verbessern. Die Patienten sind vor allem zu Beginn der Behandlung überfordert, sich alle Informationen zu merken. Sie sollten verstehen, dass es sich nicht nur um eine einmalige Episode handelt, sondern in den meisten Fällen eine Dauerbehandlung erforderlich ist.« Nur etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten mit einer neovaskulären AMD hätten eine realistische Aussicht auf eine Behandlungspause von mehreren Monaten oder länger.
Apotheker könnten außerdem beim Erwartungsmanagement helfen. »Gerade bei der AMD ist es ja so, dass die Patienten zu Beginn während der Trockenlegung der Makula eine Verbesserung spüren. Das weitere Behandlungsziel ist aber der Erhalt der Sehschärfe. Das führt zu Unzufriedenheit, weil die Therapie gefühlt nicht mehr anspricht, sondern das Sehen trotz Wirksamkeit schlechter werden kann.« Dies werde ärztlicherseits oft nicht klar genug kommuniziert.
Für Patienten mit einer späten Form der trockenen AMD (geographische Atrophie, GA) stehen seit Kurzem – nur in den USA – erstmals zwei medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung. Nehmen die Drusen in Zahl und Größe zu, stören sie zunehmend die Funktion des retinalen Pigmentepithels und der Fotorezeptoren. Dabei scheint eine übermäßige Aktivierung des Komplementsystems – ein Teil des angeborenen Immunsystems – eine Rolle zu spielen.
Die leichtere Verlaufsform der AMD ist die trockene Form, bei der die zentrale Sehschärfe nur allmählich abnimmt. / Foto: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA)
Im Februar 2023 hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA den C3-Hemmer Pegcetacoplan (Syfovre™, Apellis Pharmaceuticals), der bereits zur Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) zum Einsatz kommt, zugelassen. Ein halbes Jahr später folgte Avacincaptad Pegol (Izervay™, Astellas Pharma), das den Komplementfaktor C5 hemmt. Beide sollen das Fortschreiten der Atrophie-Fläche verlangsamen und werden alle vier beziehungsweise acht Wochen intravitreal appliziert. Der bremsende Effekt zeigt sich nach einigen Monaten, die Behandlung kann aber das Risiko für Neovaskularisationen erhöhen.