Pharmazeutische Zeitung online
Zwischen Labor und Lockdown

Studieren während der Pandemie

Der zweite Lockdown schränkt das Leben in vielen Bereichen enorm ein, doch das Pharmaziestudium steht nicht still. Lehrende und Studierende werden dabei vor so manche Herausforderung gestellt.
Anna Carolin Antropov
04.12.2020  11:00 Uhr

Die Covid-19-Pandemie stellt seit März den Studienalltag auf den Kopf. Denn die AHA-Regeln (Abstand + Hygiene + Alltagsmaske) gelten auch an den deutschen Universitäten. Damit Tausende Studierende nicht auf der Strecke bleiben, etablierten die Fakultäten unter Hochdruck passende Hygienekonzepte. Das Bundesministerium für Gesundheit ermöglichte durch einen Referentenentwurf zwar befristete Änderungen der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO), die Fakultäten jonglieren dennoch mit deutlich reduzierten Raum- und Laborkapazitäten.

Gleichzeitig müssen die Konzepte laufend angepasst werden und schließlich muss auch die Kommunikation zwischen Studierenden, Lehrenden und Prüfungsämtern gelingen. Die Pharmazeutische Zeitung hat bei den Fachschaften Pharmazie der Universitäten Kiel und München sowie beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) nachgefragt, wie die Situation vor Ort aussieht.

»Das pharmazeutische Institut bietet alle Vorlesungen und Seminare live über das Online-Konferenzsystem Zoom an«, erklärt Deanna Hoppe, Fachschaftsvorsitzende der Pharmazie Kiel. »Extern organisierte Veranstaltungen sind entweder live oder als aufgenommenes Video in unserem Uninetzwerk zu finden.« In München finden seit März ebenfalls nahezu alle theoretischen Lehrveranstaltungen online statt. Dozenten halten etwa die Hälfte davon live nach festem Stundenplan. Die andere Hälfte kann jederzeit als Aufzeichnung aufgerufen werden. Der Großteil des Studiums wurde also digitalisiert.

Praxis von zu Hause

Doch Laborpraktika im Homeoffice? Das schien noch vor einem Jahr völlig undenkbar. In Kiel machte Not erfinderisch: Mit Ausnahme von Arzneiformenlehre und Pharmazeutischer Technologie fanden dort im Sommersemester sämtliche Praktika digital statt. Dafür schrieben Studierende zu gegebenen Laborwerten Protokolle und Aufsätze. Videos unterstützten sie dabei, das praktische Arbeiten besser nachvollziehen zu können.

Gerade für Erstsemester-Studierende ist die Arbeit im Labor etwas völlig Neues, das sie von der Schule noch nicht kennen. Um dennoch diese wichtige Erfahrung zu Studienbeginn machen zu können, durften die Studienanfänger in Kiel in den Semesterferien dann doch noch Laborluft schnuppern und es in Kleingruppen freiwillig nachholen. Jetzt im Wintersemester erlauben strenge Hygienekonzepte wieder viele Praktika vor Ort. Dabei arbeiten die Studierenden in Kohorten und Kleinstgruppen. Ein Teil der praktischen Aufgaben wird durch theoretische Ersatzleistungen ergänzt.

In München gelang es bereits zum Sommersemester, viele Praktika in reduziertem Umfang anzubieten. Um die Präsenztage auf das didaktisch notwendige Minimum herunterzuschrauben, kompensieren auch hier Übungsaufgaben und fiktive Protokolle die fehlenden Laborstunden. Die Studierenden werten Versuche anschließend zu Hause aus, Kolloquien erfolgen online. Masken sind natürlich auf dem gesamten Campus Pflicht, werden aber von der Fakultät gestellt. Bei Symptomen, die auf eine Infektion hindeuten, dürfen Studierende nicht länger teilnehmen.

»Bislang beeinträchtigen die Hygienekonzepte den Unialltag für uns Studierende in Kiel nicht allzu sehr«, so Hoppe. Jedoch würden die Hygienemaßnahmen, die genauso auch bei Sanitäranlagen, den Umkleiden zum Labor und bei Prüfungen gelten, zahlreiche Abläufe verlangsamen, sodass der Tag insgesamt sehr lang würde. In München mussten einige Praktika durch die Einteilung in Kleingruppen sogar bereits vor dem offiziellen Semesterstart beginnen. Nur so werden alle Gruppen bis zum Semesterende fertig. Trotz Maske und Co sind die Studierenden aber erleichtert, endlich wieder praktisch arbeiten zu dürfen.

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