Strategien gegen resistente Bakterien |
Phagen sind bereits in klinischen Studien (24). Drei Cocktails (AP-PA02, BX-004 und YPT-01), die gegen Pseudomonaden bei Patienten mit Zystischer Fibrose eingesetzt werden sollen, haben als Inhalativa bereits die Phase II erreicht. Die Phagen reduzieren die Bakterienzahl deutlich und dann muss das Immunsystem sozusagen den Rest erledigen. Vorteile sind die Spezifität zum Target, die Replikation an der Infektionsstelle und das weitgehende Fehlen von Nebenwirkungen. Zudem sind Phagen-resistente Bakterien immer noch empfindlich gegen andere Phagen, und subtherapeutische Antibiotika-Dosen wirken in Gegenwart von Phagen noch tödlich auf Bakterien. Trotz allem gibt es in der westlichen Welt Vorbehalte, die rational nicht verstehbar sind.
Die von den Phagen sezernierten Endolysine (Amidasen, Peptidasen und Muramidasen) zerstören die Bakterienmembran. Sie erkennen nur spezifische Bakterien und haben damit ein enges Wirkspektrum. In Phase-II-Studien befindet sich der Enzymcocktail Exebacase, der gegen circa 250 Staphylococcus-Stämme synergistisch mit Vancomycin und Daptomycin wirkt und bei Bakteriämien sowie Endokarditis eingesetzt werden soll. Ähnlich wirkt N-Rephasin®, das in PhaseII geprüft wird. Und Staphefekt™ wird bereits als Creme und Gel zur Linderung von Akne, Rosazea und Ekzemen eingesetzt (25).
Phagen werden derzeit in Europa und den USA nur im Notfall bei Infektionen mit multiresistenten Bakterien als Zusatzmaßnahme eingesetzt (26). Da man das Genom der Phagen heutzutage designen kann, werden sie in Zukunft sicher eine größere Rolle spielen.
Ulrike Holzgrabe studierte Chemie und Pharmazie in Marburg und Kiel. Es folgten die Approbation 1982, Promotion 1983 und Habilitation in Pharmazeutischer Chemie 1989 in Kiel. Nach mehrjähriger Professorentätigkeit in Bonn ist sie seit April 1999 Lehrstuhlinhaberin in Würzburg. Professor Holzgrabe war von 2018 bis 2021 Vizepräsidentin der Universität Würzburg. In vielfältigen Positionen arbeitete sie am Deutschen und Europäischen Arzneibuch am BfArM und EDQM mit. Seit vielen Jahren forscht sie auf dem Gebiet der Antibiotika.