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Pneumokokken-Impfung

STIKO gegen Ausweitung der Indikation

Die Ständige Impfkommission hält an den bestehenden Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung fest, denen zufolge bevorzugt Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf immunisiert werden sollen. Der Grund ist die Impfstoffknappheit.
Christina Hohmann-Jeddi
20.11.2020  17:00 Uhr

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut spricht sich dagegen aus, die Empfehlung zur Pneumokokken-Impfung während der Covid-19 -Pandemie auf weitere Gruppen auszuweiten. Eine entsprechende Stellungnahme mit der Begründung der Entscheidung hat die Kommission im »Epidemiologischen Bulletin« (Nr. 47/2020) veröffentlicht.

Die Frage nach einer Indikationserweiterung war aufgekommen, weil angenommen wird, dass schwere Pneumonien und insbesondere Koinfektionen mit Pneumokokken und dem SARS-Coronavirus-2 das Gesundheitssystem in der Pandemie zusätzlich belasten könnten. Laut STIKO sind aber Koinfektionen mit Streptococcus pneumoniae bei Covid-19-Patienten sehr selten. Die wenigen beobachteten Fälle seien ganz überwiegend unter älteren und vorerkrankten Menschen aufgetreten, die ohnehin zu Risikogruppen gehörten.

Die STIKO hält daher an ihrer Empfehlung fest, bevorzugt die Bevölkerungsgruppen gegen Pneumokokken zu impfen, die ein besonders hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben. Hierzu zählen Kinder in den ersten zwei Lebensjahren und ältere Menschen ab 60 Jahren. Auch Patienten, die an chronischen Krankheiten der Lunge oder des Herzens, an einem behandlungsbedürftigen Diabetes mellitus, Immundefizienz oder an bestimmten neurologischen Krankheiten leiden, haben ein erhöhtes Risiko und sollten sich deshalb bevorzugt impfen lassen.

Die Impfquoten seien in diesen Bevölkerungsgruppen bisher völlig unzureichend, berichtet die STIKO in einer weiteren Publikation im »Epidemiologischen Bulletin«. Sie hätten im bundesweiten Durchschnitt zuletzt bei 24 Prozent bei den Standardimpfungen der Über-60-Jährigen und bei 19 Prozent für die Indikationsimpfungen bei den 18- bis 59-Jährigen mit Vorerkrankung gelegen.

Mit Blick auf die eingeschränkte Lieferfähigkeit des Impfstoffs Pneumovax®23 von MSD unterstreicht die STIKO ihre Impfempfehlung, dass mit den verfügbaren Impfstoffdosen insbesondere die Personengruppen gegen Pneumokokken geimpft werden sollten, die ein erhöhtes Risiko für invasive Erkrankungen mit einem sehr hohen Risiko einer Hospitalisierung haben. Wegen der erwünschten breiteren Abdeckung von Pneumokokken-Serotypen für Erwachsene kann Pneumovax®23 nicht durch einen anderen, niedrigervalenten Pneumokokken-Impfstoff wie Prevenar®13 (Pfizer) ersetzt werden. Während Prevenar®13 wieder vollumfänglich lieferbar ist, soll Pneumovax®23 laut Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts erst Ende Januar 2021 verfügbar sein. 

»Für den bestmöglichen Schutz der Menschen und zur Entlastung des Gesundheitssystems ist mit den verfügbaren Impfstoffmengen der größte Effekt erzielbar, wenn die Pneumokokken-Impfquoten entsprechend der STIKO-Empfehlung vor allem unter Personen, die zu einer Risikogruppe für eine invasive Pneumokokken-Erkrankung gehören, erheblich gesteigert werden«, heißt es von der STIKO. Eine vergleichbare Empfehlung, bevorzugt Risikogruppen zu impfen und die Indikationen auch aufgrund der Pandemie nicht auszuweiten, hatte die STIKO im Juli für die Grippeimpfung gegeben

Die Kommission weist außerdem darauf hin, dass im Einzelfall auch für Personen, die nicht explizit in den Empfehlungen genannt sind, aufgrund ihrer individuellen gesundheitlichen Situation eine Pneumokokken-Impfung entsprechend der Impfstoff-Zulassung sinnvoll sein kann.

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