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Asthma

Steigern digitale Interventionen die Therapietreue?

Dieser Frage gingen Forschende in einer Metaanalyse für das Evidenznetzwerk Cochrane Library nach. Tatsächlich können demnach »smarte« Inhalations-Devices die Adhärenz steigern.
Wiebke Gaaz
21.07.2022  07:00 Uhr
Steigern digitale Interventionen die Therapietreue?

Asthma gehört zu den am häufigsten diagnostizierten Lungenerkrankungen, an der weltweit 334 Millionen Erwachsene und Kinder leiden. Wirkungsvolle Langzeittherapien mit inhalativen Corticosteroiden zur Krankheitskontrolle sind verfügbar, dennoch ist die Therapietreue nach wie vor suboptimal und führt häufiger als nötig zu Exazerbationen und Krankenhauseinweisungen.

Das Ziel eines Forscherteams war es, herauszufinden, ob digitale Interventionen wie »smarte« Inhaliergeräte (Electronic Monitoring Devices, EMD) und SMS-Erinnerungen dazu beitragen können, die Therapietreue von Patienten mit Langzeitmedikation zu verbessern, und ob dadurch das Asthma besser kontrolliert und die allgemeine Lebensqualität gesteigert werden kann. Dazu führten die klinische Pharmazeutin Dr. Amy Chan und ihr Team von der School of Pharmacy des University College London und der School of Pharmacy der University of Auckland, Neuseeland, eine Metaanalyse für die Cochrane-Collaboration durch.

40 relevante randomisierte klinische Studien mit insgesamt 15.207 Kindern und Erwachsenen mit Asthma haben die Forscher hinsichtlich der Endpunkte Adhärenz, Asthma-Kontrolle, Exazerbationen, ungeplante Arztbesuche, Lungenfunktion und Lebensqualität ausgewertet.

Die Analyse zeigt, dass der Anteil derjenigen Patienten, die ihr Therapieregime wie verordnet einhalten, durch digitale Interventionen um durchschnittlich 15 Prozentpunkte gesteigert werden kann – dies sei wahrscheinlich insbesondere klinisch relevant für diejenigen mit einer bislang schlechten Adhärenz. Während in der Kontrollgruppe nur durchschnittlich 45 Prozent der Patienten ihre Medikamente wie verordnet anwendeten, waren es in der Interventionsgruppe damit also durchschnittlich 60 Prozent.

Die Subgruppenanalyse ergab dabei ein signifikant besseres Ergebnis von EMD (durchschnittliche Verbesserung der Adhärenz um 23 Prozent) im Vergleich zu SMS-Erinnerungen (im Schnitt 12 Prozent Verbesserung). Nicht signifikant waren dagegen Subgruppenanalysen, in denen eine zusätzliche persönliche Betreuung, weitere EMD oder das Alter der Patienten eine Rolle spielten.

Die EMD wurden von den Anwendern im Allgemeinen gut akzeptiert. Dazu gehören zum Beispiel zum eigenen Inhalator passende Sensoren, die registrieren, ob ein Asthma-Sprayhub ausgeführt wurde und zum Teil auch an die Anwendung erinnern. Viele spielen die Daten an eine App aus. Beispiele hierfür sind das Hailie-System und die INCA-Technologie (Inhaler Compliance Assessment).

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