Steigern digitale Interventionen die Therapietreue? |
Asthma-Patienten sollten wirklich regelmäßig zu ihrem Controller greifen, um die Entzündungsreaktion in den Bronchien dauerhaft unter Kontrolle zu halten. / Foto: Getty Images/dragana991
Asthma gehört zu den am häufigsten diagnostizierten Lungenerkrankungen, an der weltweit 334 Millionen Erwachsene und Kinder leiden. Wirkungsvolle Langzeittherapien mit inhalativen Corticosteroiden zur Krankheitskontrolle sind verfügbar, dennoch ist die Therapietreue nach wie vor suboptimal und führt häufiger als nötig zu Exazerbationen und Krankenhauseinweisungen.
Das Ziel eines Forscherteams war es, herauszufinden, ob digitale Interventionen wie »smarte« Inhaliergeräte (Electronic Monitoring Devices, EMD) und SMS-Erinnerungen dazu beitragen können, die Therapietreue von Patienten mit Langzeitmedikation zu verbessern, und ob dadurch das Asthma besser kontrolliert und die allgemeine Lebensqualität gesteigert werden kann. Dazu führten die klinische Pharmazeutin Dr. Amy Chan und ihr Team von der School of Pharmacy des University College London und der School of Pharmacy der University of Auckland, Neuseeland, eine Metaanalyse für die Cochrane-Collaboration durch.
40 relevante randomisierte klinische Studien mit insgesamt 15.207 Kindern und Erwachsenen mit Asthma haben die Forscher hinsichtlich der Endpunkte Adhärenz, Asthma-Kontrolle, Exazerbationen, ungeplante Arztbesuche, Lungenfunktion und Lebensqualität ausgewertet.
Die Analyse zeigt, dass der Anteil derjenigen Patienten, die ihr Therapieregime wie verordnet einhalten, durch digitale Interventionen um durchschnittlich 15 Prozentpunkte gesteigert werden kann – dies sei wahrscheinlich insbesondere klinisch relevant für diejenigen mit einer bislang schlechten Adhärenz. Während in der Kontrollgruppe nur durchschnittlich 45 Prozent der Patienten ihre Medikamente wie verordnet anwendeten, waren es in der Interventionsgruppe damit also durchschnittlich 60 Prozent.
Die Subgruppenanalyse ergab dabei ein signifikant besseres Ergebnis von EMD (durchschnittliche Verbesserung der Adhärenz um 23 Prozent) im Vergleich zu SMS-Erinnerungen (im Schnitt 12 Prozent Verbesserung). Nicht signifikant waren dagegen Subgruppenanalysen, in denen eine zusätzliche persönliche Betreuung, weitere EMD oder das Alter der Patienten eine Rolle spielten.
Die EMD wurden von den Anwendern im Allgemeinen gut akzeptiert. Dazu gehören zum Beispiel zum eigenen Inhalator passende Sensoren, die registrieren, ob ein Asthma-Sprayhub ausgeführt wurde und zum Teil auch an die Anwendung erinnern. Viele spielen die Daten an eine App aus. Beispiele hierfür sind das Hailie-System und die INCA-Technologie (Inhaler Compliance Assessment).
Moderate Evidenz sehen die Autoren für die Verbesserung der Asthma-Kontrolle durch EMD, besonders hervorzuheben durch ein weiteres Ergebnis der Analyse: die Anzahl der Asthma-Attacken wurden nahezu halbiert. Die Cochrane-Autoren fanden auch Verbesserungen der Lebensqualität und Lungenfunktion. Der Effekt sei allerdings sehr klein und klinisch nicht relevant.
Es waren keine Verbesserungen bezüglich ungeplanter Arztbesuche zu verzeichnen. Es gab zudem nicht genügend Daten, um Aussagen über den Effekt von EMD auf Schul- oder Arbeitsausfälle, die Wirtschaftlichkeit oder unerwünschte Wirkungen treffen zu können.
Die Autoren schreiben, dass ihre Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden müssen, da die Studien sehr heterogen waren (Studienpopulation variiert von 18 bis 8517 Teilnehmenden und die Studiendauer von zwei Wochen bis 24 Monate). Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die Tatsache, dass die Studien nicht verblindet durchgeführt werden konnten und nicht alle Messungen dokumentiert wurden.
Dennoch sehen die Autoren in ihrem Fazit eine positive Tendenz in Richtung Verbesserung der Therapietreue und Asthmakontrolle sowie eine Erhöhung der Lebensqualität durch den Einsatz von elektronischer Devices. Für die Zukunft wünschen sie sich die Angabe einer prozentualen Adhärenz als routinemäßige Messgröße, damit Studien und Meta-Analysen vergleichbarer werden, sowie validierte Fragebögen zur Bewertung der Adhärenz und der Endpunkte.