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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Amiodaron

Amiodaron gilt als äußerst wirksames Antiarrhythmikum, hat jedoch häufig verschiedene schwere Nebenwirkungen und ein großes Interaktionspotenzial. Für Patienten, die Amiodaron einnehmen, sind deshalb regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 06.03.2024  07:00 Uhr

Wann ist Amiodaron indiziert?

Amiodaron (Cordarex®, Cordarone® und Generika) gehört zu den wichtigsten Antiarrhythmika und wird schon bei Neugeborenen eingesetzt. Zugelassen ist es zur Behandlung von tachykarden ventrikulären oder supraventrikulären Herzrhythmusstörungen, bei Kammertachykardien, Kammerflimmern sowie zur kardiopulmonalen Reanimation.

Wie wirkt Amiodaron?

Amiodaron ist ein Kaliumkanalblocker (Klasse-III-Antiarrhythmikum). Darüber hinaus blockiert es auch Natrium- und Calciumkanäle. Es verlängert das Aktionspotenzial und die Refraktärzeit in den Herzmuskelzellen und verlangsamt die Herzfrequenz. Zudem wirkt Amiodaron hemmend auf α- und β-adrenerge Rezeptoren und somit gefäßerweiternd. Das verbessert die koronare Durchblutung und verbessert die Sauerstoffbilanz.

Wie wird Amiodaron angewendet?

Es stehen orale und parenterale Darreichungsformen zur Verfügung. Zur Infusion darf nur 5-prozentige Glucoselösung verwendet werden. Die Tabletten sollten unzerkaut mit oder nach der Mahlzeit geschluckt werden. Die Anwender sollten Grapefruitsaft vermeiden. Die Dosierungen können beträchtlich variieren. Da laut ABDATA-Artikelstamm die meisten Nebenwirkungen dosisabhängig sind, sollte die niedrigste effektive Erhaltungsdosis verabreicht werden.

Welche Nebenwirkungen kann Amiodaron verursachen?

Viele schwere, häufige Nebenwirkungen an Herz, Auge, Haut, Schilddrüse, Leber und Lunge mit sehr langsamer Rückbildung sind möglich und erfordern ein regelmäßiges Monitoring. Dabei steigt das Nebenwirkungsrisiko mit der kumulativen Dosis und der Dauer der Anwendung. Die Nebenwirkungen verschwinden in der Regel nach Absetzen des Medikaments, können aber auch einen fatalen Verlauf nehmen.

Typisch sind zum Beispiel eine Lungenentzündung bis Lungenfibrose mit nicht produktivem Husten und Atemnot, die sogenannte Amiodaron-Lunge. Amiodaron erhöht die Sonnenbrandneigung und kann bei längerer Anwendung zu schwarzvioletter Hyperpigmentierung führen. Daher sollte bei der Abgabe immer der Sonnenschutz angesprochen werden. Lipidablagerung auf der Hornhaut können zu Sehstörungen führen. In der Schilddrüse kann Amiodaron sowohl Über- als auch Unterfunktionen verursachen. Am Herzen kann es zu Bradykardien kommen. Eine akute Hepatitis bis hin zu Leberversagen ist möglich. Übelkeit, Erbrechen, Geschmacksveränderungen zu Behandlungsbeginn sind sehr häufig; häufig kommt es auch zu Tremor, Schlafstörungen, Albträumen und Muskelschwäche.

Welche Gegenanzeigen gilt es zu beachten?

Amiodaron soll unter anderem nicht zum Einsatz kommen bei Sinusbradykardien, Leitungsstörungen inklusive QT-Zeit-Verlängerung, Hypokaliämien und Schilddrüsenerkrankungen. Auch die Kombination mit vielen Arzneistoffen ist kontraindiziert, darunter einige andere Antiarrhythmika wie Chinidin und Sotalol, QT-Zeit-verlängernde und Torsade-de-Pointes-auslösende Arzneistoffe wie einige Neuroleptika und trizyklische Antidepressiva, Proteaseinhibitoren wie Nirmatrelvir/Ritonavir und MAO-Hemmer. Vorsicht ist auch angezeigt bei gleichzeitiger Gabe mit anderen Arzneimitteln, die ebenfalls Hypokaliämien auslösen können, darunter Laxanzien, Hydrochlorothiazid, Furosemid und systemische Corticosteroide. Die Kombination mit bestimmten Statinen (Simvastatin, Lovastatin, Atorvastatin) oder Hepatitis-C-Mitteln wird nicht empfohlen.

Darf Amiodaron in der Schwangerschaft angewendet werden?

Frauen, die Amiodaron einnehmen, sollten eine sichere Methode zur Empfängnisverhütung anwenden. Wegen der sehr langen Halbwertszeit von 20 bis 100 Tagen sollte ein Empfängnisversuch frühestens sechs Monate nach Absetzen von Amiodaron erfolgen. Schwangerschaft gilt als relative, Stillzeit als absolute Kontraindikation. Amiodaron und sein Hauptmetabolit Desethylamiodaron (DEA) sind laut Embryotox plazentagängig. Fehlbildungen wurden vereinzelt beobachtet. Als problematisch gilt der hohe Iodanteil im Amiodaron-Molekül. »Die Therapie mit Amiodaron sollte lebensbedrohlichen mütterlichen oder fetalen Herzrhythmusstörungen, die nicht auf andere Antiarrhythmika ansprechen, vorbehalten sein«, empfiehlt Embryotox.

Welche Wechselwirkungen kann Amiodaron haben?

Amiodaron wird hauptsächlich durch CYP3A4 und CYP2C8 in der Leber verstoffwechselt. Der Arzneistoff hemmt CYP2C9, CYP1A2 und p-Glykoprotein. Dementsprechend groß ist das Interaktionspotenzial. Es kann die Wirkung anderer Herz-Kreislauf-Medikamente verstärken, darunter andere Antiarrhythmika, Herzglykoside, Phenprocoumon und Dabigatran.

Was zeichnet Amiodaron sonst noch aus?

Amiodaron wurde 1961 für die Behandlung der Angina pectoris von der Firma Labaz in Belgien entwickelt (später von Sanofi aufgekauft). 1967 wurde es aufgrund der Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen. Erst ab den 1970er-Jahren wurde es als Antiarrhythmikum genutzt und steht heute auf der Liste der unentbehrlichen Medikamente der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Ausgegangen war man bei der Synthese von der Benzofuran-Struktur des pflanzlichen Furanocumarins Khellin (auch Visammin genannt) aus der traditionellen Heilpflanze Bischofskraut (Ammi visnaga, Arabisch: khella). Amiodaron hat strukturelle Ähnlichkeit mit dem Schilddrüsenhormon Thyroxin. Es enthält zwei Iodatome und ist extrem gut löslich im Fettgewebe, was die lange Halbwertzeit erklärt. Gleichzeitig ist es schlecht beziehungsweise sehr variabel oral bioverfügbar.

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