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Erster KRAS-Inhibitor

Sotorasib schließt Therapielücke bei Lungenkrebs

Häufigster onkogener Treiber beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom ist das KRAS-Gen, das in bis zu 30 Prozent der Tumoren mutiert ist. Mit Sotorasib ist es erstmals gelungen, eine bestimmte Mutation – KRAS G12C – als Angriffspunkt therapeutisch zu nutzen.
Kerstin A. Gräfe
04.03.2022  09:00 Uhr
Sotorasib schließt Therapielücke bei Lungenkrebs

Mutationen im Protein »Kirsten Rat Sarcoma Viral Oncogene Homologue« (KRAS) sind die häufigsten onkogenen Treiber des fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Lungenkrebses (NSCLC). KRAS ist eines von drei Genen der RAS-Familie, die das Ein- und Ausschalten des Zellwachstums kontrollieren. Die von RAS kodierten Hydrolasen (GTPasen) galten lange Zeit als medikamentös unangreifbar (»undruggable«).

Bei etwa 13 Prozent der NSCLC-Patienten befindet sich die Mutation im Codon 12, was zu einem Aminosäurewechsel von Glycin (G) zu Cystein (C) führt. Der oral verfügbare GTPase-Hemmer Sotorasib (Lumykras® 120 mg Filmtabletten, Amgen) ist die erste in der EU zugelassene zielgerichtete Therapie für Patienten mit dieser Mutation. Er bindet kovalent und irreversibel an das Cystein von KRAS G12C und blockiert es in seiner inaktiven, Guanosindiphosphat (GDP)-gebundenen Konformation. Dies verhindert die Transformation in die aktive, Guanosintriphosphat (GTP)-gebundene Form und somit die Signalübertragung beziehungsweise letztlich das Überleben der KRAS-G12C-mutierten Tumorzellen.

Mutation vorab nachweisen

Lumykras ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit NSCLC mit KRAS-G12C-Mutation, bei denen nach mindestens einer vorherigen systemischen Therapie eine Progression der Erkrankung festgestellt wurde. Vor dem Behandlungsstart muss die Mutation mittels eines Tests nachgewiesen worden sein.

Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich acht Filmtabletten zu je 120 mg Wirkstoff, also 960 mg. Die Einnahme kann mahlzeitenunabhängig erfolgen. Beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen muss die Dosierung gegebenenfalls reduziert oder das Arzneimittel abgesetzt werden. Die Dosisreduktion erfolgt in zwei Schritten: von der Anfangsdosis 960 mg auf 480 beziehungsweise 240 mg. Vertragen Patienten die Mindestdosis von einmal täglich 240 mg nicht, muss Lumykras abgesetzt werden.

Die Anwendung bei Patienten mit mäßiger und schwerer Leberfunktionsstörung wird nicht empfohlen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit mäßiger oder schwerer Nierenfunktionsstörung oder terminaler Niereninsuffizienz.

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