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Projekt von AOK und Barmer

Software und Stationsapotheker sollen AMTS erhöhen

Stationsapotheker haken beim Patienten nach

Am Frankfurter Klinikum sollen das im Rahmen des TOP-Projekts nun die Stationsapotheker übernehmen. »Um erfolgreich mit der Software zu arbeiten, ist es für mich essenziell, den Patienten aufzusuchen und ihn unter anderem zu seiner Medikation und bereits aufgetretenen Nebenwirkungen zu befragen«, erklärt die Apothekerin. »Diese Informationen gebe ich in die Software ein. Auch privat erworbene, nicht verordnete Medikamente, die der Patient einnimmt, werden dabei erfasst.«

Mithilfe der von der Krankenkasse übermittelten Liste ließen sich eventuelle Lücken schließen. »Das gibt mir und meinen ärztlichen Kollegen die Sicherheit, dass wir eine vollständige und korrekte Aufnahmemedikation haben«, so Theilemann. »Dadurch können wir Wechselwirkungen zwischen der bisherigen Medikation des Patienten und den Medikamenten, die wir im Krankenhaus geben, wesentlich effektiver verhindern als bisher.«

So kann die Apothekerin zum Beispiel vermerken, dass ein Patient mit eingeschränkter Nierenfunktion nach einer Operation kein potenziell nierenschädigendes Schmerzmittel wie Ibuprofen bekommt. »Als Apothekerin würde ich in diesem Fall dem behandelnden Arzt empfehlen, ein alternatives Schmerzmittel anzuwenden, wie zum Beispiel Novalgin oder Tramadol.« 

Unnötige Komplikationen und Todesfälle vermeiden

»In der ambulanten Versorgung werden innerhalb eines Jahres 1.860 Wirkstoffe in 445.000 Kombinationen aus zwei Arzneimitteln verordnet. Diese Vielfalt kann kein Arzt ohne elektronische Unterstützung beurteilen«, so Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.

Beim TOP-Projekt komme nun eine Software mit dem gleichen Algorithmus zum Einsatz, wie zuvor im ADAM-Projekt der Barmer in Westfalen-Lippe (»Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management«) sowie eLiSa (»electronic Life Saver«) von der AOK Nordost, teilte die Barmer der Pharmazeutischen Zeitung auf Nachfrage mit. Während das Programm bei ADAM und eLiSa den Ärzten ohne Beteiligung der Apotheken helfen sollte, einen Überblick über die verordnete Gesamtmedikation samt automatischen Medikationscheck zu bekommen, sind beim stationären Projekt nun erfreulicherweise die klinischen Pharmazeuten mitgedacht worden.

»TOP erhöht die Sicherheit für Patienten, die regelmäßig fünf Wirkstoffe und mehr einnehmen. Unnötige Komplikationen und Todesfälle aufgrund einer falschen Medikation können so vermieden werden«, hofft Ley. Laut Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, habe die Software bei 520 niedergelassenen Ärzten gut funktioniert.

Stationsapothekerin Theilemann betont: »Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, bin ich mir sicher, dass wir die Patientensicherheit deutlich verbessern können. Das wollen wir erreichen, in dem wir uns durch das Projekt als Apotheker auf den Stationen etablieren. Dadurch können wir den Ärzten, den Pflegekräften und auch den Patienten mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um die Medikation geht. In einem Satz: Wir wollen die interprofessionelle Zusammenarbeit stärken, um die Arzneimitteltherapie in unserem Krankenhaus so sicher wie möglich machen zu können.«

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