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Modellprojekt

AdAM hilft Ärzten, die AMTS zu verbessern

In Westfalen-Lippe lief drei Jahre lang ein Modellprojekt, bei dem Ärzte eine digitale Unterstützung für das Medikationsmanagement erhielten. Dabei konnte die Mortalität um 10 bis 20 Prozent gesenkt werden, so ein vorläufiges Ergebnis der Evaluation. Apotheker waren nicht beteiligt.
Daniela Hüttemann
31.08.2022  18:00 Uhr

Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und der Krankenkasse Barmer heißt AdAM: »Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management«. Die Patientenrekrutierung begann im Februar 2018, das Projekt endete zum 31. März 2021.

In Kürze sollen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitevaluation bekannt gegeben werden, hieß es vergangene Woche bei einer Online-Informationsveranstaltung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Im Rahmen der Reihe »Zi Insights« stellte Apothekerin Julia Jachmich von der KVWL das AdAM-Projekt vor.

Kern der Intervention ist die Möglichkeit für Hausärzte, ein fachärzteübergreifendes Medikationsreview zu erstellen. Dafür stellt die Krankenkasse Diagnosen und Abrechnungsdaten aller ambulanten und stationären Verordnungen für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel des Patienten zur Verfügung. Eine Software von RpDoc hilft, die Leitlinienempfehlungen zur Behandlung bei Multimorbidität umzusetzen, zum Beispiel mit Blick auf Dosisanpassungen, potenziell inadäquate Medikamente (PIM), anticholinerge Last und klinisch relevante Interaktionen.

Darüber hinaus erhalten die Ärzte automatisch für den jeweiligen Patienten relevante Rote-Hand-Briefe und weitere Risikohinweise der Zulassungsbehörden angezeigt. Zudem können sie zum Abschluss einen bundeseinheitlichen Medikationsplan in verschiedenen Sprachen für die Patienten erzeugen, wo sie auch Hinweise für die Selbstmedikation vermerken können.

AMTS-Prüfung wurde extrabudgetär vergütet

Insgesamt waren mehr als 12.000 Patienten bei 950 teilnehmenden Hausärzten in Westfalen-Lippe eingeschrieben (knapp 8000 in der Interventionsgruppe und mehr als 4000 in der Kontrollgruppe). Die Kontrollgruppe wurde zunächst regulär weiterbetreut und mit 15 Monaten Verzug in die Intervention aufgenommen. Die Fördersumme betrug 16,35 Millionen Euro, davon 6,9 Millionen Euro für ärztliche Honorare. Im Schnitt gab es 1416 Euro pro Arzt und Jahr extrabudgetär.

Ziel war die Verbesserung von Qualität, Sicherheit, Kosteneffizienz und Koordination der Arzneitherapie bei Patienten mit Polypharmazie, definiert als Verordnung von mindestens fünf verschreibungspflichtigen Wirkstoffen über mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale. »Der Arzt, aber auch der Patient soll einen Überblick über seine Gesamtmedikation bekommen und die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) steigen«, fasste Jachmich zusammen. 

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