Sinnvolles Symptom oder nur lästig? |
Die durchschnittliche Körpertemperatur beträgt bei Neugeborenen 37 °C und bei Adoleszenten 36,7 °C. Dies ist kein stabiler Wert. Säuglinge und Kleinkinder haben ein unzureichend entwickeltes Wärmeregulationszentrum und ein unreifes Immunsystem: Sie fiebern leicht. Die Fiebersenkung ist sinnvoll bei Temperaturen ab 39,5 bis 40 °C und wenn das Kind unter Schmerzen leidet. Das Apothekenteam sollte besorgte Eltern gut informieren, denn fiebersenkende Mittel werden zu häufig eingesetzt (Fallbeispiel).
Nicht die Höhe des Fiebers ist für den Arztbesuch ausschlaggebend, sondern der Allgemeinzustand des Kindes. Säuglinge in den ersten drei Lebensmonaten sollten auch bei nur leicht erhöhter Temperatur einem Arzt vorgestellt werden. Bei Durchfall, Erbrechen und schlechtem Allgemeinzustand sind Kleinkinder gefährdet, besonders wenn Trinkverweigerung hinzukommt. Alarmsymptome sind Hautausschlag, starke Blässe, Kurzatmigkeit, vorgewölbte Fontanelle oder steifer Nacken.
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Eine Mutter möchte für ihr Kleinkind in der Apotheke Fieberzäpfchen kaufen. Das Kind soll geimpft werden und sie möchte für Impf- und Zahnungsfieber etwas im Vorrat haben.
Die Impfprophylaxe ist die einzig sichere Maßnahme zur Verhinderung von Spätfolgen der sogenannten Kinderkrankheiten! Kurzzeitiges Fieber ist die häufigste ernste Nebenwirkung; in sehr seltenen Fällen kann sich ein Fieberkrampf entwickeln. Es sollten keine Antipyretika eingesetzt werden, da sie die Immunreaktion hemmen und es zu einer unzureichenden Antikörperbildung kommen kann. Da das Immunsystem nach einer Impfung, besonders nach einer Lebendimpfung wie der MMR- oder MMRV-Impfung (Masern, Mumps, Röteln, Varizellen), arbeitet und somit etwas geschwächt ist, können unter Umständen andere Erreger Fuß fassen und leichte Infekte begünstigen.
Ab dem sechsten Lebensmonat brechen die Zähne durch und mit ihrem Beißtrieb kommen die Kinder mit immer mehr Erregern aus der Umwelt in Berührung: Die Infektionsgefahr steigt. So treffen Fieber, Durchfall und Zahnen eher zufällig zusammen.
In beiden Fällen sind Antipyretika nur bei sehr hohen Temperaturen, schlechtem Allgemeinzustand und Schmerzen angezeigt.
Auch ein Fieberkrampf, dessen Häufigkeitsgipfel bei einem Alter von 18 Monaten liegt, sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Die Eltern sollten Ruhe bewahren und das Kind in die stabile Seitenlage bringen. Es ist der Notruf 112 zu wählen. Der Notarzt gibt bei Anfällen, die länger als zehn Minuten dauern, ein Muskelrelaxans, meistens Diazepam. Dies wird auch für wiederholt auftretende Fieberkrämpfe als Notfallmedikation verordnet. Die frühzeitige Gabe von Antipyretika verhindert einen Krampfanfall nicht.
Säuglinge und Kleinkinder mit anhaltend hohem Fieber oder Fieberkrämpfen müssen vom Kinderarzt untersucht werden. / Foto: Adobe Stock/Mongkolchon
Die Krampfursachen sind unklar. Das Risiko ist erhöht bei familiärer Disposition, Entwicklungsverzögerung, Frühgeburtlichkeit und bei Betreuung in der Kindertagespflege. Gehäuft ist das Dreitagefieber von Krämpfen begleitet. Zu den Symptomen zählen Bewusstlosigkeit, verdrehte Augen, krampfartige Zuckungen, verlangsamte Atmung, Blaufärbung des Gesichts und fehlende Kontrolle von Blase und Darm. Die Kinder haben anschließend kein Erinnerungsvermögen, sind sehr müde und haben Muskelkater.
So beängstigend die Symptomatik ist: Das Apothekenpersonal kann beruhigen, dass ein Fieberkrampf nicht lebensbedrohlich ist und kein erhöhtes Risiko für neurologische Störungen besteht. Allerdings muss er immer differenzialdiagnostisch abgeklärt werden.