Sinnvolles Symptom oder nur lästig? |
Nach dem Eisprung der Frau stellt die erhöhte Produktion des Hormons Progesteron die Temperatur im Thermoregulationszentrum leicht nach oben; nach der Menstruation fällt beides wieder auf den Ursprungswert zurück. In den Wechseljahren führt der abfallende Estrogenspiegel zu Veränderungen im Thermoregulationszentrum mit Auswirkungen wie Hitzewallungen.
Bei reduzierter Glucoseresorption und Hypoglykämie sinken die Stoffwechselrate und die Körpertemperatur. Eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion erhöht beziehungsweise senkt die Körpertemperatur. Bei Erkrankungen der Nebenniere kann es unter anderem durch Cortison-Mangel zu Fieber kommen (Morbus Addison).
Bei sportlicher Betätigung steigt die Körperkerntemperatur proportional zur Muskelarbeit. Die erhöhte Schweißproduktion und die Ableitung des Blutstroms in die Peripherie verringern die Gefahr einer Überhitzung ab einer Körperkerntemperatur von 39 °C. Steigt die Temperatur weiter an, erhöht sich die Herzfrequenz bei geringerem Schlagvolumen (kardiovaskulärer Drift). Gesundheitliche Schäden und Leistungsminderung sind mögliche Folgen.
Auch die Ernährung beeinflusst die Körpertemperatur. »Wärmende« Lebensmittel sind fett- und kalorienhaltig; Koffein und Gewürze wie Ingwer, Pfeffer und Knoblauch regen den Stoffwechsel an. Dagegen wirken Salat, Obst und Milchprodukte »kühlend«. Alkohol stellt die Blutgefäße weit, dies vermittelt zunächst ein Wärmegefühl, aber tatsächlich sinkt die Körpertemperatur.
Stress und eine gestörte Konfliktbewältigung (vegetative Dystonie) können die Körpertemperatur steigen lassen. Dieses »Fieber« reagiert weder auf fiebersenkende Mittel noch auf behutsame Kühlung, zum Beispiel mit Wadenwickeln.
Dringen fremde Substanzen in den Körper ein, können deren Bestandteile als exogene Pyrogene (vom Griechischen »pyr«, Feuer, Fieber) wirken. Nach Kontakt mit dem Immunsystem werden endogene Pyrogene wie Interleukin 1 und 6, Interferone und Tumornekrosefaktor-α gebildet, die im Thermoregulationszentrum des Hypothalamus die Prostaglandin-(PGE2-)Synthese ankurbeln.
Auf bakterielle und virale Pyrogene reagiert der Körper oft mit erhöhter Körpertemperatur und Fieber – in der Regel eine sinnvolle physiologische Abwehrreaktion. / Foto: Adobe Stock/Jelena
PGE2 aktiviert Prostanoid-EP3-Rezeptoren (EP: Prostaglandin E) im Wärmeregulationszentrum des vorderen Hypothalamus, was den Temperatur-Sollwert nach oben verstellt. Da die Körperkerntemperatur bei 37 °C liegt, muss Wärme gebildet werden, um diese an den neuen Sollwert anzupassen. Dies passiert wiederum durch Aktivierung von Schilddrüse und Sympathikus. Mit der erhöhten Körpertemperatur arbeitet das Immunsystem effizienter und die Vermehrungsfähigkeit der Erreger nimmt ab. Für den Körper bedeutet eine Temperaturerhöhung um 2 bis 3 °C einen erhöhten Energie- (20 Prozent) und Flüssigkeitsbedarf (10 bis 15 Prozent). Darauf sollte das Apothekenteam die Patienten hinweisen.
Sind die exogenen Pyrogene ausgeschaltet, fällt der Temperatur-Sollwert wieder auf 37 °C, begleitet von Schweißausbrüchen, die für die Ableitung der überschüssigen Wärme sorgen.
Verschiedene Erkrankungen – nicht nur die Malaria oder das viral bedingte Dreitagefieber – haben charakteristische Fieberkurven. Vorschnelle Fiebersenkung kann den typischen Fieberverlauf verfälschen und damit die Anamnese erschweren.