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Fieber
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Sinnvolles Symptom oder nur lästig?

Fieber ist häufig eine sinnvolle Reaktion des Körpers, zum Beispiel bei einer Infektion. Es kann jedoch auch viele ernste Ursachen haben. Vor allem bei Kindern und Senioren sind die Grenzen der Selbstmedikation zu beachten. Länger andauernde hohe Temperaturen sowie ein schlechtes Allgemeinbefinden sind ärztlich abzuklären.
AutorKontaktBarbara Staufenbiel
Datum 13.10.2022  11:00 Uhr

Einige Besonderheiten

Erbliche Fiebersyndrome machen sich in früher Kindheit bemerkbar. Es handelt sich um autoinflammatorische Erkrankungen mit fieberhaften Entzündungen, zum Beispiel eine juvenile idiopathische Arthritis oder Gicht im Kindesalter.

Periodische Fiebersyndrome sind bedingt durch genetische Störungen des angeborenen Immunsystems. Beispiele sind das familiäre Mittelmeerfieber (FMF), die zyklische Neutropenie (ZN), das Tumornekrosefaktor-Rezeptor-1-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS) und das PFAPA-Syndrom (PFAPA: periodisches Fieber, Aphthen, Pharyngitis, Adenitis). Gemeinsamkeit dieser Erkrankungen: Beginn im Kindesalter und regelmäßig wiederkehrendes Fieber in Intervallen von Wochen bis Monaten mit völligem Rückgang der Symptomatik zwischen den Schüben. Die Begleitsymptomatik umfasst gastrointestinale Beschwerden, Exantheme und/oder Gelenkschmerzen, die jeweils krankheitstypisch variieren. Entzündungsparameter wie C-reaktives Protein, Blutsenkungsgeschwindigkeit, Ferritin und Serumamyloid A sind erhöht.

Wichtigste Therapieziele sind die Remission und eine möglichst geringe Schubrate. Indiziert sind Colchicin sowie die IL-1-Inhibitoren Anakinra, Canakinumab und Rilonacept, die IL-6-Inhibitoren Tocilizumab und TNFα-Inhibitoren wie Etanercept (alle off Label).

Bei Fieber von mehr als drei Wochen Dauer, Temperaturen über 38,3 °C und erfolglosen Standarduntersuchungen spricht man von Fieber unbekannter Ursache (FUO), das wiederum in klassisches, nosokomiales und neutropenisches FUO eingeteilt wird.

Fiebermessung

Eine Übersicht über verschiedene Methoden der Fiebermessung, ihre Vor- und Nachteile gibt die Tabelle 2. Die rektale Messung ist am genauesten, da hier am ehesten die Temperatur des Körperkerns gemessen wird. Werden ungewöhnlich hohe oder niedrige Temperaturen festgestellt, ist es sinnvoll, nach fünf oder zehn Minuten ein weiteres Mal zu messen und im Zweifel eine andere Messmethode einzusetzen.

Thermometer Messung Bemerkung
Kontaktthermometer
Ausdehnungsthermometer (Glasthermometer) rektal: genaueste Messung, Thermometerspitze anfeuchten/mit Creme einfetten, zur Messung auf die Seite/den Rücken legen und Thermometer 1 bis 1,5 cm einführen
axiliar: Addition von 0,5 Prozent des Messwerts
oral: Addition von 0,3 Prozent des Messwerts, kalte oder heiße Getränke verfälschen das Messergebnis
Ausdehnungsthermometer: Flüssigkeit dehnt sich bei Kontakt mit Wärme aus
vor erneuter Messung: Flüssigkeitssäule herunterschütteln
statt Quecksilber wird Gallium oder Galinstan verwendet
Vorteile: geeignet für Patienten mit Nickel-Kontaktallergie, keine Batterie, 100 Prozent wasserdicht, leichte Desinfektion
Nachteile: Messung dauert einige Minuten, Bruchgefahr des Glaskörpers
digitales Thermometer rektal: genaueste Messung, Thermometerspitze anfeuchten/mit Creme einfetten, zur Messung auf die Seite/den Rücken legen und Thermometer 1 bis 1,5 cm einführen
axiliar: Addition von 0,5 Prozent des Messwerts
oral: Addition von 0,3 Prozent des Messwerts, kalte oder heiße Getränke verfälschen das Messergebnis
elektronische Messtechnik
Vorteile: höhere Bruchfestigkeit, schnellere Messung, akustisches Signal zeigt Ende der Messung an
Nachteil: Batterien notwendig
Schnullerthermometer Integration eines Messfühlers im Inneren des Schnullergummis Vorteile: unkomplizierte Messung
Nachteile: nur für Kinder bis etwa zwei Jahre, lange Messdauer, ungenaues Ergebnis
Infrarot-Thermometer
Ohrthermometer Messung der von Stirn oder Trommelfell abgestrahlten Infrarot-Strahlung
Aufnahme über eine Linse
Umrechnung in Körpertemperatur
wichtig: genaue Positionierung des Ohrthermometers (Ohrmuschel leicht nach hinten oben, bei Säuglingen nach hinten ziehen), Geräte mit Piepton zeigen korrekte Position an, Geräte mit beheizbarer Spitze für genauere Ergebnisse
Vorteile: hohe Messgenauigkeit, schnelle Messung
Nachteile: nicht für Babys unter sechs Monaten (zu enger Gehörgang), nicht geeignet bei Ohrenschmalz oder Ohrentzündung, falsches Ergebnis, wenn das Kind vorher auf dem Ohr lag
Stirn-/ Schläfenthermometer Messung der von Stirn oder Trommelfell abgestrahlten Infrarot-Strahlung
Aufnahme über eine Linse
Umrechnung in Körpertemperatur
Anwendung: an die Hautoberfläche der Stirn oder der Schläfe halten, zehn Minuten vorher nichts Warmes oder Kaltes essen oder trinken
Vorteile: sehr hygienisch, für Säuglinge und Kinder geeignet
Nachteil: geringere Messgenauigkeit
Tabelle 2: Übersicht über verschiedene Fieberthermometer

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