Sekundärprophylaxe nach Schlaganfall |
Die Kasuistik zeigt einen Patienten mit einer frischen zerebralen Ischämie im Stromgebiet der Arteria cerebri media links mikroangiopathischer Genese. Hier ist es wichtig, eine optimale medikamentöse Sekundärprophylaxe zu etablieren, die kardiovaskulären Risikofaktoren zu behandeln und nichtmedikamentöse Maßnahmen einzuleiten.
Die medikamentöse Sekundärprophylaxe ist umfangreich. / Foto: Adobe Stock/Ingo Bartussek
Die Auswahl des Arzneimittels zur Sekundärprophylaxe einer zerebralen Ischämie folgt der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) (1). Eingesetzt werden die Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel und (in der Praxis sehr selten) Ticagrelor. Dipyridamol, Ticlopidin und Prasugrel sowie intravenöses Abciximab sollten aufgrund fehlenden Mehrnutzens oder ihres ungünstigen Nebenwirkungsprofils nach ischämischem Schlaganfall oder TIA nicht eingesetzt werden. Der Stellenwert des selektiven Phosphodiesterase-3-Hemmers Cilostazol bleibt in der Schlaganfallprophylaxe weiterhin unklar. Das Medikament kann daher nicht empfohlen werden.
Da der ischämische Schlaganfall im vorliegenden Fall am ehesten auf eine mikroangiopathische Genese zurückzuführen ist und sich keine kardiale Emboliequelle nachweisen lässt (kein Nachweis von Vorhofflimmern im Langzeit-EKG und kein Nachweis einer kardialen Emboliequelle in der TEE), ist ASS 100 mg pro Tag als Sekundärprophylaxe indiziert. Laut Leitlinie sollen Patienten mit ischämischem Schlaganfall oder TIA zur Sekundärprävention mit ASS 100 mg täglich behandelt werden, sofern keine Indikation zur Nutzung eines anderen Thrombozytenaggregationshemmers oder zur Antikoagulation vorliegt (1).
Eine Alternative zu ASS bietet Clopidogrel. Eine Monotherapie mit Ticagrelor kann als Alternative zu einer Monotherapie mit ASS oder Clopidogrel, zum Beispiel bei Unverträglichkeit, erwogen werden.
Auf welche häufigen arzneimittelbezogenen Probleme Offizinapotheker bei Schlaganfallpatienten besonders achten sollten, sei am Beispiel der antithrombotischen Therapie gezeigt.
Da das Rezidivrisiko eines ischämischen Schlaganfalls in den ersten Tagen bis Wochen nach dem Ereignis am höchsten ist und mit der Zeit abnimmt, haben randomisierte kontrollierte Studien eine intensivierte Sekundärprophylaxe in den ersten Monaten nach einem ischämischen Ereignis untersucht. Drei randomisierte kontrollierte Studien der letzten Jahre – CHANCE (2), POINT (3) und THALES (4) – konnten zeigen, dass eine vorübergehende duale Thrombozytenaggregationshemmung in den ersten ein bis drei Monaten nach nicht-kardioembolischem leichten Schlaganfall oder Hochrisiko-TIA zu einer deutlichen Reduktion an ischämischen Rezidiven führt. Gleichzeitig zeigte sich aber auch eine leicht erhöhte Gefahr an klinisch relevanten Blutungen.
Bei der Beratung von Schlaganfallpatienten sollten Offizinapotheker besonders auf die Therapieadhärenz achten. / Foto: Getty Images/Westend61
Gemäß aktueller Leitlinie können ausgewählte Patienten mit einem leichten, nicht-kardioembolischen ischämischen Schlaganfall oder einer TIA mit hohem Rezidivrisiko (NIHSS <4 Punkte [5]) oder Hochrisiko-TIA (ABCD2-Score ≥ 4 [6], Tabelle 3), die nicht mit intravenöser Thrombolyse oder endovaskulärer Schlaganfalltherapie behandelt wurden, innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn mit einer dualen Plättchenhemmung behandelt werden. Hierfür stehen die Kombination von ASS und Clopidogrel für 21 Tage, alternativ ASS plus Ticagrelor für 30 Tage zur Verfügung.
Risikofaktoren | Punkte | |
---|---|---|
A: Alter | <60 Jahre | 0 |
≥60 Jahre | 1 | |
B: Blutdruck | <140 systolisch und <90 mmHg diastolisch | 0 |
>140 systolisch oder >90 mmHg diastolisch | 1 | |
C: Clinical features (Symptome) | andere Beschwerden | 0 |
Sprachstörung ohne einseitige Schwäche | 1 | |
einseitige Schwäche | 2 | |
D: Dauer der Symptome | <10 Minuten | 0 |
10 bis 59 Minuten | 1 | |
≥60 Minuten | 2 | |
D: Diabetes mellitus | nicht bestehend | 0 |
bestehend | 1 |