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Doch wieso kommt es überhaupt zu Allergien? Die letztliche Ursache ist unklar. Eine gewisse genetische Disposition wird diskutiert, ist aber noch Gegenstand der Forschung. Nicht alle, aber ein Teil der Allergien lassen sich vermeiden oder abschwächen: durch Allergenvermeidung (bei Hausstaubmilben, Haustieren), symptomatische medikamentöse Therapie (Antihistaminika, Glucocorticoide wie Methylprednisolon oder Prednisolon) und die spezifische Immuntherapie (SIT), früher auch Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt (11).
Bei der SIT handelt es sich um eine kausale Therapie mit dem Ziel, das Immunsystem an das Allergen zu gewöhnen. Nach einem Provokationstest zum Nachweis des Auslösers werden bei gängigen Allergenen (Blüten- und Gräserpollen, Hausstaubmilben, Wespen- und Bienenstichen) meist zugelassene Fertigpräparate eingesetzt. Bei seltenen Allergenen wird gemäß Therapieallergen-Verordnung (TAV) für jeden einzelnen Patienten eine Individualrezeptur hergestellt und angewendet.
Auch bei Autoimmunkrankheiten reagiert das Immunsystem zu heftig. Inzwischen sind mehr als 60 Autoimmunerkrankungen bekannt, bei denen die Toleranz gegenüber dem körpereigenen Gewebe gestört ist und das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift (lesen Sie hierzu auch den Titelbeitrag in PZ 4/2020).
Fehlende Toleranz: Bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis binden autoreaktive Antikörper an körpereigene Strukturen und führen zur Entzündung. / Foto: Getty Images/Stan Rohrer
Wie es hierzu kommt, ist bei den einzelnen Erkrankungen unterschiedlich. So werden zum Beispiel beim Systemischen Lupus erythematodes (SLE), bei Hashimoto-Thyreoiditis und rheumatoider Arthritis (RA) autoreaktive Antikörper (AAK), das heißt an körpereigene Strukturen bindende Antikörper gebildet, die eine Immunreaktion auslösen. Bei vielen RA-Patienten lassen sich im Blut Rheumafaktoren (Antikörper gegen den Fc-Teil der körpereigenen Antikörper) nachweisen oder auch Antikörper gegen citrullierte Peptide (ACPA). Außerdem scheinen besondere lymphoide Zellen des angeborenen Immunsystems (sogenannte Innate Lympoid Cells) an der Regulation der Entzündung beteiligt zu sein (12).
Bei Diabetes mellitus Typ 1 dagegen sind neben Antikörpern des angeborenen Immunsystems auch autoreaktive T-Zellen des adaptiven Systems beteiligt, die sich fälschlicherweise gegen Insulin-produzierende Betazellen der Bauchspeicheldrüse richten.
Doch woran liegt es, dass jemand an einer Autoimmunkrankheit leidet? Auch hier stehen die Ursachen letztlich noch nicht fest. Diskutiert werden unter anderem erbliche Veranlagung, Umweltfaktoren und Virusinfektionen (13).