Schlafende Bakterien verteilen Resistenzen |
Bakterien mit heruntergefahrenem Stoffwechsel, sogenannte Persister, überstehen meist eine Behandlung mit Antibiotika. / Foto: Shutterstock/KuLouKu
Bakterien können ihren Stoffwechsel vorübergehend herunterfahren und in eine Art Schlaf verfallen. In diesem Zustand überdauern – persistieren – sie eine Behandlung mit Antibiotika, weshalb man auch von persistenten Bakterien oder auch Persistern spricht. Diese Dauerformen der Erreger sind häufig der Auslöser, wenn es nach einer zunächst erfolgreichen Antibiotika-Kur innerhalb kurzer Zeit zu einer erneuten Infektion kommt.
Darin liegt jedoch nicht das einzige Problem, das Persister darstellen, wie ein Forscherteam um Erik Bakkeren von der ETH Zürich jetzt im Fachjournal »Nature« ausführt. Tragen Persister Plasmide mit Antibiotika-Resistenzgenen, geben sie diese auch an andere Bakterien weiter, und zwar nicht nur an Vertreter der eigenen Art. Die schlafenden Bakterien entgehen somit nicht bloß ihrer eigenen Beseitigung, sondern statten auch andere mit dieser Fähigkeit aus.
Die Wissenschaftler machten ihre Beobachtung an Mäusen, die mit Salmonella Typhimurium infiziert waren. Diese Bakterien bilden Persister, wenn sie vom Darm ins Körpergewebe eingedrungen sind. Sobald sie aus ihrem Dämmerzustand erwachten, waren die Persister in der Lage, Plasmide mit Resistenzgenen sowohl an andere Stämme von S. Typhimurium als auch an Escherichia-coli-Bakterien weiterzugeben. Dies geschah unabhängig davon, ob die Mäuse mit Antibiotika behandelt wurden oder nicht.
Bislang war man der Auffassung, dass Resistenzen sich vor allem dann verbreiten, wenn Antibiotika eingesetzt werden, da sie für Bakterien nur dann einen Überlebensvorteil darstellen. Deshalb lautet der Appell, Antibiotika möglichst restriktiv zu verwenden. Angesichts ihrer neuen Erkenntnisse über die Verteilung von Resistenzen über Persister müsse diese Empfehlung erweitert werden, so die Forscher. »Antibiotika restriktiv einzusetzen, ist zwar richtig und wichtig, reicht allerdings nicht aus«, so Professor Dr. Médéric Diard, einer der Seniorautoren, in einer Pressemitteilung der ETH Zürich. Um die Verbreitung von Resistenzgenen einzudämmen, müsse man auch bei den resistenten Bakterien selbst ansetzen, zum Beispiel durch wirksamere Hygienemaßnahmen oder Impfungen.