Rüddel: Apotheker sollten regulär impfen |
Erwin Rüddel leitet den Gesundheitsausschuss im Bundestag. Den Widerstand der Ärzte gegen impfende Apotheker kann er nicht nachvollziehen. / Foto: Imago/Christian Spicker
Kaum etwas scheint Ärzte und Apotheker derzeit so sehr zu entzweien wie das Thema Impfen. In diesem Herbst werden erstmals Apotheker Patienten gegen die Grippe immunisieren. Möglich machen das Modellvorhaben von Krankenkassen und Apothekern. Ein erster Pilot wird in Kürze in Nordrhein an den Start gehen, aber auch in Bayern und einigen anderen Bundesländern ist man mit den Planungen bereits sehr weit.
Trotz oder gerade wegen dieser Entwicklungen bleiben Impfungen in der Apotheke für die Ärzteschaft ein rotes Tuch. Nach Meinung von Erwin Rüddel (CDU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag, führt hingegen kein Weg daran vorbei, andere Heilberufler mit ursprünglich ärztlichen Leistungen zu betrauen. So werde es aufgrund der Altersstruktur der Mediziner künftig weniger Arztpraxen geben, sagte er Donnerstag am Rande einer Veranstaltung der Bundesapothekerkammer. Zugleich rücke eine Medizinergeneration nach, die dem Privatleben mehr Raum schenken und daher weniger Stunden arbeiten möchte. Die Apotheker hätten somit die Chance, »sich mit innovativen Lösungen neu aufzustellen«, so Rüddel. Offizinen müssten unbedingt in der Fläche vorhanden sein, um dort Aufgaben zu übernehmen.
Rüddel kann sich sehr gut vorstellen, dass Apotheker künftig ganz regulär Impfungen anbieten werden. Für den Widerstand der Ärzte zeigte der CDU-Politiker wenig Verständnis. Dabei verwies er auch auf die bevorstehenden Impfungen gegen das Coronavirus. Diese könnten zu einer Art Lackmustest werden. So würden die Mediziner vor einer Mammutaufgabe stehen, wenn sich sehr viele Menschen impfen lassen wollten und zudem mehrere Impfungen pro Patient notwendig seien. »Wir werden sehen, ob die Ärzte das alleine bewältigen können oder am Ende vielleicht doch froh sind, wenn andere Heilberufler helfen.« In jedem Fall seien »viele kompetente Kräfte« erforderlich.
Im Ausland kann man den Zwist zwischen Ärzten und Apothekern bei diesem Thema vielerorts nicht nachvollziehen. So dürfen Apotheker bereits in 26 Ländern impfen. Zuletzt hatten sich unter anderem Apotheker in Österreich und der Schweiz angeboten, bei der Immunisierung gegen das Coronavirus zu unterstützen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.