Rheuma-Patienten müssen nicht mehr Nebenwirkungen fürchten |
Gelenkschmerzen nach der Covid-19-Impfung sind normal – nach bisherigen Erkenntnissen löst die Immunisierung keinen Schub bei Rheuma-Patienten aus. / Foto: Getty Images/eclipse_images
Trotz Wegfall der Priorisierung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zum Schutz gegen Covid-19 weiterhin bevorzugt zu impfen. Das macht die Fachgesellschaft in ihren erneut aktualisierten Handlungsempfehlungen zu Rheuma und Corona deutlich, die sich sowohl an Ärzte als auch – in gesonderter Fassung – an Patienten richtet. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Covid-19-Impfungen zu einer Verschlechterung rheumatischer Erkrankungen führen. Im Gegenteil: Die Risiken bei Verzicht auf eine Impfung seien größer.
»Studien, die sich mit dem Nebenwirkungsprofil der Impfungen speziell bei Rheumapatienten befassen, sind bislang dünn gesät. Die Erhebungen, die es gibt, deuten jedoch nicht auf eine besondere Unverträglichkeit hin«, unterstreicht der Präsident der DGRh, Professor Dr. Andreas Krause, in einem Statement anlässlich des aktuellen Updates der DGRh-Handlungsempfehlungen für Mediziner zur Betreuung von Rheuma-Patienten im Rahmen der Corona-Pandemie. Auch bei weltweit nunmehr 2,4 Milliarden verabreichten Impfungen gäbe es keinen Anhaltspunkt dafür, dass Rheumapatienten mit mehr oder schwereren Nebenwirkungen zu rechnen hätten.
»Generell sind alle vier in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe auch für diese Patientengruppe als sicher und effektiv zu bewerten«, so Krause weiter. Lediglich bei rheumatischen Grunderkrankungen, die – wie etwa bei einem Antiphospholipid-Syndrom oder einer Immunthrombopenie – mit einer Störung der Blutgerinnung verbunden sind, sei es ratsam, einen mRNA-Impfstoff zu präferieren.
Ein generelles Absetzen der krankheitsmodifizierenden Medikamente (DMARD) vor einer Covid-19-Impfung in der Annahme, dass DMARD und Immunsuppressiva die humorale Immunantwort abschwächen könnten, sei nicht zu empfehlen – dieses allemal, da nicht bekannt sei, inwieweit der Impfschutz tatsächlich beeinträchtigt ist. Eine Ausnahme bilde das Medikament Rituximab, das möglichst in größerem zeitlichem Abstand zur Impfung gegeben werden sollte.
Ob nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Glucocorticoide (GC), konventionell synthetische DMARD (csDMARD), zielgerichtete synthetische DMARD (tsDMARD), biologische DMARD (bDMARD) oder Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Cyclophosphamid: Generell sollten Rheumapatienten auch und gerade in Corona-Zeiten ihre Medikation unverändert fortsetzen und nicht etwa aus Furcht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 beenden oder in der Dosis reduzieren. Trotz Pandemie sollte auch ein Therapiestart bei Neuerkrankung nicht unterbleiben oder verzögert werden. Die Dosis sollte auch hier den üblichen Empfehlungen folgen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.