Reizdarm-Beschwerden gezielt lindern |
Vom Reizdarmsyndrom sind besonders häufig Frauen zwischen dem 35. und dem 50. Lebensjahr betroffen. / Foto: Adobe Stock/topntp
Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall sind die vorherrschenden Symptome eines Reizdarmsyndroms (RDS). Das Beschwerdebild kann von Patient zu Patient erheblich variieren. Für die Diagnose RDS müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. So müssen die Beschwerden seit mindestens drei Monaten bestehen beziehungsweise immer wieder auftreten. Sie müssen eine gewisse Schwere erreicht haben, die zum Arztbesuch geführt hat, und sie dürfen sich nicht durch andere Krankheitsbilder erklären lassen.
Anhand der vorherrschenden Beschwerden sind verschiedene Subtypen beschrieben: RDS-O (Obstipation vorherrschend), RDS-D (Diarrhö vorherrschend) oder RDS-M (gemischt, Diarrhö und Obstipation im Wechsel). Wichtig ist, andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausschließen zu können, zum Beispiel eine chronisch-entzündlich Darmerkrankung oder eine Zöliakie. Daher ist bei anhaltenden und/oder wiederkehrenden Beschwerden stets zum Arztbesuch zu raten.
Zahlreiche (Patho-)Mechanismen können bei der Entstehung eines RDS eine Rolle spielen. Die Darm-Hirn-Achse steht dabei im Zentrum der Forschung. Unter anderem Veränderungen im Mikrobiom, Barrierestörungen, unterschwellige Entzündungsprozesse und eine neuronale Dysregulation des Darmnervensystems sowie chronischer Stress, Ängstlichkeit und Depression ergeben vielfältige Möglichkeiten für gegenseitige Beeinflussungen.
Eine Standardtherapie für alle RDS-Patienten kann es angesichts der Vielzahl der Einflussfaktoren und der unterschiedlichen Beschwerdebilder nicht geben. Die Behandlung richtet sich nach den jeweils vorherrschenden Beschwerden. Mitunter muss Verschiedenes versucht werden, um eine Linderung zu erreichen. Rasche Erfolge sind häufig nicht zu erwarten. Oft gilt es daher im Beratungsgespräch auch, übersteigerte Erwartungen des Patienten vorsichtig zu bremsen. Dennoch stehen in der Selbstmedikation verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Eine starke Empfehlung gibt es laut Leitlinie für den Einsatz von Pfefferminzöl bei den RDS-Symptomen Schmerz und Blähungen. In Studien untersucht wurde der kurzfristige Einsatz magensaftresistenter Kapseln (etwa Buscominth® oder – in Kombination mit Kümmelöl – Carmenthin®). Als wirksam bei Schmerzen haben sich außerdem die Extraktkombinationen STW-5 (zum Beispiel Iberogast® Classic) und STW-5-II (zum Beispiel Iberogast® Advance) sowie Spasmolytika wie Butylscopolamin (etwa Buscopan®) erwiesen. Keine Empfehlung gibt es für den Einsatz von sogenannten Entschäumern.
Stehen Durchfallsymptome im Vordergrund (RDS-D), empfiehlt die Leitlinie den Einsatz von Loperamid (etwa Imodium®); keine Evidenz gibt es hingegen für die Anwendung von Racecadotril (etwa Vaprino®). Darüber hinaus kann eine Stuhlregulierung mithilfe von löslichen Ballaststoffen (zum Beispiel Flohsamenschalen wie in Mucofalk®) versucht werden.