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Mitgliederversammlung des AVMP

»Reden Sie mit den Abgeordneten!«

Der Ärger über das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz beherrschte die Diskussion bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch in Warnemünde. Weitere Themen waren unter anderem der Personalmangel, Retaxationen, Präqualifizierung und die pharmazeutischen Dienstleistungen. Die Verbandsmitglieder erörterten auch die Frage, welche Formen des Protestes am wirksamsten sind.
Anne Orth
25.11.2022  15:00 Uhr

Wie kann der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern (AVMP) am besten Einfluss auf die Politik nehmen und wie groß sind die Einflussmöglichkeiten? Diesen Fragen ging Axel Pudimat, Vorsitzender des AVMP, am vergangenen Mittwoch in seinem Bericht nach. Dabei machte er aus seiner Enttäuschung über die aktuelle Situation der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern keinen Hehl. »Ich habe noch nie so viel Frust erlebt, und ich erlebe die Apothekenpolitik schon eine Reihe von Jahren«, sagte Pudimat. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe die Apotheker bisher links liegen gelassen oder gar nicht beachtet.

Dennoch rief der Verbandsvorsitzende die Kolleginnen und Kollegen dazu auf, sich weiterhin um Einflussnahme zu bemühen. »Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir das Bundesgesundheitsministerium und die Abgeordneten im Bund und Land überzeugen.« Jeder Brief, der geschrieben werde, bewirke etwas. Jedes Politikergespräch nütze. Gefragt seien auch neue Ideen. So habe die als »singende Apothekerin« bekannt gewordene Doreen Wegner mit ihrem »Apotheken-Song-Video« viel bewirkt, lobte Pudimat.

Der Verbandsvorsitzende präsentierte auch Zahlen zur wirtschaftlichen Lage, die die Treuhand Hannover zusammengestellt hatte. Demnach seien Umsatz und Gewinn 2022 der Apotheken im Land zwar etwas gestiegen, problematisch sei aber die ungleiche Verteilung. So verzeichneten über 40 Prozent der Apotheken im vergangenen Jahr einen bedenklich geringen Umsatz. Und im kommenden Jahr kämen einer Prognose zufolge auf jede Apotheke möglicherweise Zusatzkosten von insgesamt etwa 30.000 Euro zu. Diese Summe setzt sich den Berechnungen zufolge zusammen aus 10.000 Euro an Mehrkosten für Energie (grob geschätzt), 7.000 Euro für die Erhöhung des Zwangsrabattes auf 2 Euro und 6.000 Euro für eine Tariferhöhung um 3 Prozent im kommenden Jahr. Dazu kommen 6.000 Euro für Einbußen im Zusammenhang mit dem Großhandel (grob geschätzt) und 1.000 Euro für die Warenwirtschaft, Versicherungen und andere Ausgaben. Wie hoch die Mehrkosten für Energie und Personal tatsächlich ausfallen, sei allerdings derzeit noch unklar.

Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), machte in seiner Rede seinen Ärger über den im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verankerten erhöhten Kassenabschlag deutlich. Durch das Gesetz seien die Apotheken vierfach belastet. »Ohne die Leistungen der Apotheken wäre Deutschland nicht so durch die Pandemie gekommen, wie wir durch die Pandemie gekommen sind. Und jetzt nimmt uns das Gesetz wieder Geld weg.« Dabei müssten die Apotheken schon hohe Belastungen durch die Inflation, gestiegene Kosten für Energie und Kraftstoff sowie die Anhebung der Tariflöhne bewältigen.

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