Quälend lästig mit vielen Ursachen |
Ein Kunde verlangt einen Schleimlöser und klagt über Hustenreiz. Auf dem Medikationsplan ist Methotrexat gelistet. Das Apothekenpersonal empfiehlt dringend eine Rücksprache mit dem verordnenden Arzt, da Lungenschäden und Hustenreiz Nebenwirkungen von MTX sein können. Außerdem bietet der Apotheker zur weiteren Überprüfung eine Medikationsanalyse an.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) an den Atemwegen werden durch verschiedene Mechanismen verursacht (Tabelle 2). Die internationale Datenbank www.pneumotox.com liefert dazu wertvolle Informationen. Ein klassisches Beispiel sind ACE-Hemmer. Sie lösen durch blockierten Abbau von Bradykinin nicht produktiven, kratzenden Hustenreiz aus, der von Bronchospasmen begleitet sein kann. Nach Absetzen des Medikaments verschwindet die UAW nach einer bis vier Wochen. Bei starken Beschwerden hilft nur die Umstellung auf eine andere Klasse von Antihypertonika.
Eine große Zahl weiterer Arzneimittel kann zu Verkrampfungen in den Bronchien mit Hustenreiz führen. Beispiele sind Betablocker, NSAR, Cholinesterase-Inhibitoren, N-Acetylcystein, Opioide, Pentamidin, Amphotericin B, trizyklische Antidepressiva, Carbamazepin, Gemcitabin, Methotrexat, Interferone, Paclitaxel und Hydrocortison. Das Apothekenteam sollte die Dauermedikation mit nicht kardioselektiven Betablockern, die mögliche Lungentoxizität von MTX und das durch NSAR (Ibuprofen, ASS) ausgelöste Analgetika-Asthma im Kopf haben.
Bei der eosinophilen Pneumonie sind vermehrt eosinophile Granulozyten im Lungengewebe nachweisbar, die zu einem trockenen Hustenreiz führen. Hier können Medikamente wie Antibiotika, Antikonvulsiva oder NSAR eine Rolle spielen.
Klagen Patienten über anhaltenden Reizhusten, sollten Apotheker an die Dauermedikation als potenzielle Auslöser denken. Eine Medikationsanalyse kann weiterhelfen. / Foto: Getty Images/Nastasic
Bei einer Lungenfibrose wird durch chronische Entzündung vermehrt Lungengewebe zu Bindegewebe umgebaut. Die Folgen sind eine abnehmende Lungenfunktion, trockener Hustenreiz und zunehmende Atemnot. Neben Umweltfaktoren (Rauch, Staub, Gase) ist die Lungenfibrose als Berufskrankheit (Asbest, Quarzstaub) anerkannt. Auslösende Medikamente sind zum Beispiel Amiodaron oder Chemotherapeutika (Bleomycin); Letztere haben allgemein ein hohes lungentoxisches Potenzial.
Das Apothekenpersonal sollte auch bedenken, dass die Inhalation von Medikamenten (Corticoide, Beta-2-Sympathomimetika, Ipratropium) zu Hustenreiz führen kann. Wiederholte Schulungen zur richtigen Anwendung in der Apotheke können Linderung verschaffen. Ist die Lebensqualität durch den Medikamenten-induzierten Hustenreiz unzumutbar eingeschränkt, sollte der Arzt den Wechsel der Medikation prüfen.