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Covid-19

Psychische Auswirkungen der Pandemie

Medizinisches Personal ist belastet

Auf die teilweise große psychische Belastung, unter der medizinisches Personal aktuell leidet, wiesen US-amerikanische Psychologen erst kürzlich in einem Beitrag im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« hin. Dr. Warren Taylor und Dr. Jennifer Urbano Blackford richten sich dabei an Kollegen aus Gesundheitsberufen: »Viele haben sich den Satz »Wir werden das gemeinsam durchstehen.« zu eigen gemacht, aber keiner von uns wird unbeschadet überleben«.

Angehörige von Gesundheitsberufen seien ohnehin bereits einem erhöhten Risiko für negative Auswirkungen von chronischem Stress ausgesetzt, heißt es weiter. Schon vor der Pandemie wiesen Ärzte höhere Raten von Depressionen und Angstzuständen auf, als andere Berufsgruppen. Erste Erkenntnisse aus China ergaben, dass rund 70 Prozent der Ärzte und Krankenschwestern, die während der Pandemie im Einsatz waren, unter einem hohen Maß an Stress litten. Dabei berichtete etwa die Hälfte der Befragten von signifikanten depressiven oder Angstsymptomen.

Die Autoren halten das medizinisches Personal deshalb dazu an, für sich zu sorgen und Hilfe zu suchen, wenn diese benötigt werde. »Bitten Sie um Hilfe, bevor sich Stress, Ängste und Depressionen verfestigen«, heißt es.

In Deutschland konnte eine völlige Überlastung des Gesundheitssystems bisher insgesamt erfolgreich vermieden werden, dennoch durchlebten viele beruflich Pflegende in ambulanten Diensten, Heimen und Krankenhäusern Extremsituationen psychischer Belastung. Das erklärte Christel Bienstein, Präsidentin des Berufsverbandes für Pflegeberufe gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Pflegekräfte, die in der Corona-Krise besonders belastet sind, können seit dem 26. Mai eine kostenlose psychotherapeutische Beratung per Telefon in Anspruch nehmen. Die Hilfe wird von der Bundespsychotherapeutenkammer und dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe angeboten. Über eine Internetseite könnten kurzfristig und bundesweit 30-minütige Beratungstermine gebucht werden, hieß es.

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