Pharmazeutische Zeitung online
Schwierige Evidenzlage

Phytotherapie bei Stoffwechselstörungen

Zimt gegen Diabetes, Flohsamen gegen Hyperlipidämie oder Herbstzeitlose gegen Gicht: Welche Bedeutung haben Arzneipflanzen bei Stoffwechselstörungen? Klinische Studien dazu gibt es zahlreich, doch nicht immer stimmt die Qualität. Was sich aus den verfügbaren Daten für die pharmazeutische Praxis ableiten lässt.
Robert Fürst
Ilse Zündorf
21.08.2022  08:00 Uhr

Flohsamenschalen senken Blutfettwerte

Die Droge indische Flohsamenschalen, gewonnen aus Plantago ovata Forssk. (Plantaginaceae), enthält zu etwa 85 Prozent wasserlösliche Schleim- und Ballaststoffe, die überwiegend aus stark verzweigten Arabinoxylanen bestehen. In Tagesdosen von 7 bis 20 g, aufgeteilt in bis zu drei Einzeldosen (2), binden sie im Darm Gallensäuren und verhindern deren Wiederaufnahme im Rahmen des enterohepatischen Kreislaufs. Dem entstehenden Mangel an Gallensäuren wirkt die Leber durch Neusynthese entgegen, wofür sie Cholesterol aus der Peripherie benutzt. Auf diese Weise wird der Cholesterolspiegel im Blut leicht gesenkt.

Laut Assessment Report der EMA (3) ergibt sich aus zahlreichen RCT, dass die Gesamtcholesterol-Konzentration im Blut durch die Anwendung von indischen Flohsamenschalen durchschnittlich um 4 bis 5 Prozent und das LDL-Cholesterol sogar um etwa 7 Prozent sinkt, wohingegen HDL nicht beeinflusst wird. Die Studienlage ist so eindeutig, dass der HMPC den Status »well-established use« vergibt. Der Ausschuss weist aber explizit darauf hin, dass es sich nur um schwache Effekte handelt. Zum Vergleich: Mit einer moderaten Statintherapie lässt sich die LDL-Konzentration um etwa 30 Prozent senken, mit einer intensiven Therapie um 50 Prozent und in Kombination mit PCSK9-Inhibitoren und Ezetimib sogar um gut 85 Prozent. In der HMPC-Monographie heißt es daher bewusst vorsichtig, indiziert »bei Patienten, bei denen eine erhöhte Ballaststoffzufuhr ratsam sein kann, beispielsweise adjuvant zur Diät bei Hypercholesterinämie«.

Der insgesamt schwache Effekt kann gerade bei Personen mit grenzwertig erhöhten Lipidspiegeln wertvoll sein, vor allem wenn es darum geht, ärztlich begleitet die Ernährungs- und Lebensweise als Basismaßnahme umzustellen. Laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2009 (4) baut sich der cholesterolsenkende Effekt erst im Verlauf vieler Wochen auf. Eine Kurzzeittherapie über wenige Wochen ist also nicht sinnvoll. Zudem sind Tagesdosen von 20 g empfehlenswert.

Ein wichtiger Hinweis bei der Abgabe in der Apotheke: Flohsamenschalen sind unbedingt mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Die Monographie gibt als Richtwert 30 ml Wasser pro Gramm Droge an. Die Einnahme soll nicht im Zeitraum von 30 bis 60 Minuten vor und nach der Einnahme weiterer Arzneimittel erfolgen, da Resorptionsveränderungen des Arzneistoffs möglich sind, wobei Schilddrüsenhormone, orale Antidiabetika oder Phenprocoumon besonders kritisch sind. Eine Umstellung auf eine erhöhte Ballaststoffzufuhr kann anfangs mit Blähungen einhergehen, die jedoch mit längerer Einnahmedauer verschwinden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa