Pharmazeutische Betreuung gehört in die Leitlinien |
In Kanada konnte zudem in der RxACTION-Studie bereits vor fünf Jahren gezeigt werden, dass Apotheker nicht nur Blutdruckkontrollen und Schulungen übernehmen können, sondern selbst auch erfolgreich Antihypertonika ansetzen können (DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.015464). Dadurch erreichten 58,6 Prozent ihren Zielbereich im Gegensatz zu 38,2 Prozent unter regulärer Betreuung. Ein ähnliches Prinzip verfolgte die vor zwei Jahren veröffentliche Barbershop-Studie in den USA. Hier sprachen Barbiere ihre Kunden auf Bluthochdruck an, einmal monatlich kam ein Apotheker in den Salon für weitere Informationen und Messungen und setzte gegebenenfalls zudem nach vorheriger Erlaubnis des Hausarztes eigenständig weitere Bluthochdruckmedikamente gemäß Leitlinienschema an. Der systolische Blutdruck sank im Schnitt um 21,6 mmHg mehr als in der Kontrollgruppe (DOI: 10.1056/NEJMoa1717250).
Seit 2016 liegt bereits ein Cochrane-Review von 46 Studien mit insgesamt mehr als 37.000 Probanden vor, der zeigt, dass die Verordnung durch einen Apotheker oder eine geschulte Pflegekraft genauso effektiv ist wie die durch den Arzt in Bezug auf Blutdruck-, LDL-Cholesterin- und HbA1c-Wert sowie die medikamentöse Adhärenz, Patientenzufriedenheit und Lebensqualität (DOI: 10.1002/14651858.CD011227.pub2). Zwei neuere Reviews zu Apotheker-geführten Interventionen für die Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen bestätigten die Ergebnisse (DOI: 10.1111/ijpp.12462, DOI: 10.1111/bcp.14164). Darüber hinaus seien diese apothekerlichen Maßnahmen kosteneffektiv.
»Die Daten zeigen eindeutig, dass Patienten rund um die Welt diese pharmazeutischen Dienstleistungen angeboten bekommen sollten«, resümierte Schulz. Die Evidenz sei gesammelt, nun müssten die Leistungen in die Leitlinien implementiert und Verhandlungen zur Vergütung geführt werden.