Pflanzliche Hilfen bei Stimmungstief |
Depressive Verstimmungen gehen mit einer Vielzahl von Nebensymptomen wie Ängstlichkeit und Schlafstörungen einher, die Phytopharmaka lindern können. / Foto: iStock/Juanmonino
In der Selbstmedikation bei leichten depressiven Verstimmungen mit Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit stehen vor allem Extrakte aus dem Echten Johanniskraut (Hypericum perforatum) zur Verfügung (zum Beispiel Laif® 900 Balance). Dessen stimmungsaufhellende Wirkung beruht nicht auf einem einzigen Inhaltsstoff. Vielmehr beeinflussen vermutlich verschiedenen Inhaltsstoffe eine Reihe unterschiedlicher Neurotransmitter im Zentralnervensystem. Sedierende Eigenschaften besitzen Johanniskraut-Extrakte nicht. Je nach Extrakt bewertet der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel HMPC der Europäischen Arzneimittelagentur die Anwendung als traditional Use oder well-established Use.
Johanniskraut-Extrakte werden zumeist gut vertragen. Jedoch kann es mit einer ganzen Reihe von Arzneistoffen zu Wechselwirkungen kommen, da sie verschiedene Cytochrom-P450-Isoenzyme induzieren. Daher sollte vor der Abgabe stets die Dauermedikation inklusive hormoneller Kontrazeptiva erfragt werden. Nicht angewendet werden dürfen Johanniskraut und seine Extrakte, wenn der Patient eine Therapie mit Ciclosporin oder anderen Immunsuppressiva, Proteasehemmern oder Zytostatika erhält. Auch mit manchen Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite sind Wechselwirkungen möglich, etwa mit Phenprocoumon oder herzwirksamen Glykosiden.
Stehen Schlafstörungen im Vordergrund, können Extrakte aus Echter Baldrianwurzel (Valeriana officinalis) – allein (zum Beispiel Baldriparan® stark für die Nacht) oder in Kombination mit Hopfen, Passionsblume oder Melisse (zum Beispiel Kytta® Sedativum) – eine Therapieoption darstellen. Sie wirken nicht antidepressiv, können aber nervöse Unruhe lindern und einen erholsamen Nachtschlaf, wie er bei depressiven Verstimmungen häufig gestört ist, unterstützen. Sie enthalten unter anderem Sesquiterpenoide, Lignane und Flavonoide, die über das GABA-System, am Andenosin-1-Rezeptor und an bestimmten Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A) binden. Sie verändern nicht die Schlafarchitektur und machen nicht abhängig.
Bei Patienten mit depressiver Verstimmung, bei denen Ängstlichkeit im Vordergrund steht, stellt das Öl aus Lavendel (Lavandula angustifolia) eine Therapieoption dar (zum Beispiel Silexan® in Lasea®). Silexan hat im Tierversuch neben anxiolytischen auch antidepressive Effekte gezeigt. Enthalten sind unter anderem Linalool und Linalylacetat. Untersuchungen zeigen eine Modulation spannungsabhängiger Calcium-Kanäle, in deren Folge sich die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Adrenalin und Cortisol normalisieren kann. Das Reaktionsvermögen wird durch die Anwendung nicht beeinträchtigt. Absetzprobleme oder Wechselwirkungen sind bisher nicht bekannt. Als häufigste Nebenwirkung werden Magen-Darm-Probleme mit Aufstoßen genannt.