PEI-Studie zu Myokarditis nach mRNA-Impfung startet |
Christina Hohmann-Jeddi |
25.11.2021 16:00 Uhr |
Die mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus können in sehr seltenen Fällen eine Entzündung des Herzmuskels oder Herzbeutels auslösen. / Foto: Adobe Stock/vegefox.com
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen startet gemeinsam mit dem Register für Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Myokarditis (MYKKE-Register) eine prospektive Datenerfassung der Verdachtsfälle von Herzmuskelentzündungen bei Kindern und Jugendlichen nach einer Covid-19-Impfung. Das teilte das Institut gestern mit. Alle eingeschlossenen Kinder und Jugendliche, die diese seltene Erkrankung in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung aufwiesen, würden gemäß den Standards für Diagnostik und Behandlung betreut und mindestens zwölf Monate lang nachuntersucht.
Neben der Erfassung der Häufigkeit dieser Impfnebenwirkung solle auch eine Charakterisierung der Schwere der Erkrankung und deren Verlauf über mindestens zwölf Monate im Rahmen der etablierten Struktur des MYKKE-Registers erfolgen. Die Ergebnisse der vom Bundesgesundheitsministerium finanzierten Studie seien für die Beurteilung der Sicherheit der in Deutschland an Kinder und Jugendliche verimpften Covid-19-Impfstoffe wichtig.
MYKKE-Studienleiter Dr. Daniel Messroghli vom Deutsches Herzzentrum Berlin erklärt: »Die Medienberichte über Herzmuskelentzündungen nach Covid-19-Impfung bei Kindern und Jugendlichen haben bei vielen Eltern Verunsicherung und Besorgnis ausgelöst. Mit der nun beschlossenen Kooperation können wir einen wichtigen Beitrag zur Information der Bevölkerung auf Basis wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse leisten.«
Bislang sind die mRNA-Impfstoffe Spikevax® von Moderna und Comirnaty® von Biontech/Pfizer ab zwölf Jahren zugelassen. Letzterer erhielt heute von der Europäischen Arzneimittelagentur eine Empfehlung zur Zulassungserweiterung für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Eingesetzt werden soll bei Jüngeren (unter 30 Jahren) laut Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)nur Comirnaty. Der Grund ist das im Vergleich niedrigere Risiko für Herzmuskelentzündungen gegenüber dem Moderna-Präparat in dieser Altersgruppe.
Laut aktuellem Sicherheitsbericht des PEI zu den Covid-19-Impfstoffen (Stand 30. September) wurden in Deutschland 1243 Verdachtsfälle von Myo- oder Perikarditis im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung gemeldet. Dabei war die Melderate bei Jungen und Männern im Alter von zwölf bis 30 Jahren am höchsten. In der Regel traten die Beschwerden wenige Tage nach der zweiten Impfung auf. In der Mehrzahl der Fälle wurden die Patientinnen und Patienten mit Herzmuskelentzündungen hospitalisiert, hatten jedoch zu großen Teilen unter der entsprechenden medizinischen Versorgung einen zunächst unkomplizierten Verlauf, heißt es vom PEI.
Wer einmal eine Myo- oder Perikarditis nach Immunisierung mit einem mRNA-Impfstoff entwickelt hat, soll keine weitere mRNA-Impfstoffdosis mehr erhalten, heißt es in den aktuellen STIKO-Empfehlungen. Eine erneute Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder einem anderen Covid-19-Impfstoff könne aber im Einzelfall erwogen werden, wenn ein hohes individuelles Risiko für einen schweren Verlauf oder ein hohes Infektionsrisiko bestehe.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.