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Covid-19-Medikament

Otilimab punktet vor allem bei Älteren

Otilimab, ein noch nicht zugelassener Antikörper gegen den Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden Faktor, wurde in einer Phase-II-Studie bei schwerkranken Covid-19-Patienten getestet. Hersteller GSK berichtet nun über die Ergebnisse, die sich vor allem in der Gruppe der Über-70-Jährigen sehen lassen können.
Sven Siebenand
26.02.2021  10:59 Uhr

Der Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierende Faktor (GM-CSF) ist ein Protein, das eine zentrale Rolle bei einer Vielzahl von immunvermittelten Krankheiten spielt. Otilimab neutralisiert die biologische Funktion von GM-CSF, indem es die Interaktion von GM-CSF mit seinem Zelloberflächenrezeptor blockiert. Der Antikörper soll bei rheumatoider Arthritis zur Marktreife geführt werden. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wird er aufgrund seiner Eigenschaften aber auch bei Covid-19 getestet, zum Beispiel in der OSCAR (Otilimab in Severe COVID-19 Related Disease)-Studie mit mehr als 800 hospitalisierten Erwachsenen mit schwerer Covid-19-bedingter Lungenerkrankung.

Die randomisierte Doppelblindstudie der Phase II untersuchte Wirksamkeit und Sicherheit einer einzelnen intravenösen Infusion von Otilimab 90 mg zusätzlich zur Standardtherapie. Die Patienten der Vergleichsgruppe wurden ausschließlich mit der Standardtherapie behandelt. Diese erlaubte den Einsatz von Corticoiden, Remdesivir und Rekonvaleszenten-Plasma entsprechend der lokalen Krankenhaus-/Institutsrichtlinien. Der primäre Endpunkt der OSCAR-Studie war der Anteil der Patienten, die 28 Tage nach der Behandlung noch lebten und frei von Lungenversagen waren.

Die Ergebnisse im Überblick: Die Daten der Patienten aller Altersgruppen zeigten einen Behandlungsunterschied zugunsten der Hinzunahme von Otilimab von 5,3 Prozent, erreichten aber keine statistische Signifikanz. Jedoch zeigte die vordefinierte Wirksamkeitsanalyse nach Alter bei Patienten ab 70 Jahren, dass 65,1 Prozent dieser Patienten 28 Tage nach der Behandlung mit Otilimab plus Standardtherapie am Leben und frei von Lungenversagen waren. Im Vergleich dazu war dies bei 45,9 Prozent der Patienten mit alleiniger Standardtherapie der Fall. Darüber hinaus zeigte sich in einer Mortalitätsanalyse bis zum Tag 60 ein Behandlungsunterschied von 14,4 Prozent zugunsten von Otilimab mit Raten von 40,4 Prozent unter Standardbehandlung versus 26,0 Prozent unter Otilimab plus Standardbehandlung bei Patienten ab 70 Jahren.

Warum profitieren vor allem ältere Patienten von der Antikörper-Therapie? Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Rolle von GM-CSF bei der Immunreaktion auf Covid-19 bei Patienten über 70 Jahren ausgeprägter sein könnte. Dadurch sind sie einem erhöhten Risiko für schwere Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 ausgesetzt. GSK kündigt an, die OSCAR-Studie nun erweitern zu wollen, um diese vielversprechenden Ergebnisse zu bestätigen.

Otilimab ist übrigens nicht der einzige Anti-GM-CSF-Antikörper, der sich in klinischer Prüfung bei Covid-19 befindet. Beispielsweise die Antikörper Lenzilumab, Gimsilumab sowie TJM2 werden ebenfalls in dieser Indikation in klinischen Studien untersucht.

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