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Coronavirus

Optimierte Diabetes-Therapie als Schutz vor Covid-19

Von oralen Antidiabetika auf Insulin umstellen

»Im Falle schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe ist es anzuraten, eine eventuell vorbestehende orale Medikation durch eine Insulinbehandlung zu ersetzen«, unterstrich Professor Dr. Jochen Seufert, der Mitautor der Handlungsempfehlungen ist. Insulin gehe mit weniger Komplikationen durch Keto- oder Laktat-Azidosen einher und sei darüber hinaus besser mit antiviralen Medikamenten wie Hydroxychloroquin kombinierbar. Im Falle einer Insulintherapie sei die Überwachung der Blutglucosewerte zudem wesentlich einfacher.

Auch sei im Rahmen der intensivmedizinischen Therapie Corona-infizierter Diabetes-Patienten der Einsatz von Perfusoren zur regelmäßigen Insulin-Applikation angezeigt. Bei Fieber sowie eingeschränkter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme habe es sich als wichtig erwiesen, eine bestehende Therapie mit SGLT2-Inhibitoren oder Metformin vorerst auszusetzen.

Idealerweise sollte der Blutglucosewert infizierter Diabetes-Patienten zwischen 70 und 180 mg/dl oder 3,9 und 10 mmol/dl und der Langzeitblutzuckerwert HbA1c unter 7,5 liegen. Bei intensivmedizinisch betreuten Patienten sei ein Blutzuckerwert zwischen 140 und 180 mg/dl beziehungsweise 7,8 bis 10 mmol/dl anzustreben. Der Blutdruck sollte sowohl bei milden sowie schweren Verläufen 135/85 mmHg möglichst nicht übersteigen.

Es empfehle sich, so die DDG weiter, alle Covid-19 erkrankten Personen hinsichtlich eines nicht bekannten Diabetes mellitus zu untersuchen. Nur so könnten stoffwechselbedingte Komplikationen im Krankheitsverlauf rechtzeitig entgegengewirkt werden. Die Fachgesellschaft vermutet, dass den 7 Millionen diagnostizierten Diabetes-Patienten in Deutschland 1,3 Millionen Bürger mit bislang unerkannter Zuckerkrankheit gegenüberstehen.

Patienten mit Diabetes und eher mildem Verlauf von Covid-19, die nicht stationär therapiert werden müssen, sollten im engen telefonischen oder telemedizinischen Kontakt mit ihrer diabetologischen Schwerpunktpraxis stehen – insbesondere bei einer Insulintherapie oder der potenziell problematischen basal-unterstützten Oraltherapie, also der Kombination lang- oder intermediär wirksamer Insuline mit ein bis zwei oralen Antidiabetika. Das gelte gerade für Frauen mit einem Gestationsdiabetes sowie Patienten mit Typ-1-Diabetes sowie bei Komorbiditäten.

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