Neue Wirkstoffe in der Systemtherapie |
Trockene Haut und eine gestörte Hautbarriere kennzeichnen alle Schweregrade der atopischen Dermatitis. Die Basistherapie gehört daher immer und auch in schubfreien Zeiten mindestens zweimal täglich zum Pflichtprogramm.
Ziel der Hautpflege ist es, Lipide in die obere Epidermis einzubringen und die Feuchtigkeit des Stratum corneum zu erhöhen. Das soll Juckreiz lindern und dazu beitragen, Schübe zu reduzieren. Geeignete Produkte enthalten Lipide wie Ceramide und Feuchthaltefaktoren wie Harnstoff oder Glycerol, die die Hautbarriere stärken und den Wasserverlust verringern.
Trockene Haut benötigt fetthaltigere Grundlagen, während entzündete Haut eher eine wasserhaltige Pflege erfordert. Salben enthalten am meisten Fett, aber Cremes sind leichter aufzutragen. Lotionen haben den höchsten Wasseranteil, können aber austrocknend wirken. Empfehlenswert sind Produkte, die frei von potenziell reizenden Stoffen wie Duftstoffen, proteinbasierten Allergenen, Konservierungsstoffen und Parabenen sind.
Der doch erhebliche Pflegeaufwand kann sich für die Patienten lohnen, da der langfristige Einsatz von Emollienzien die Intervalle zwischen den Schüben verlängern kann. Eine Kombination aus Emollienzien und topischen Medikamenten, zum Beispiel Glucocorticoiden, ist in der Regel effektiver als die Hautpflege alleine (1, 17, 18).
Glucocorticoide und Calcineurin-Inhibitoren sind zur topischen entzündungshemmenden Therapie zugelassen (Tabelle).
Topische Glucocorticoide wie Prednicarbat und Mometasonfuroat sind im Allgemeinen Mittel der ersten Wahl, wobei die Anwendung auf die Krankheitsaktivität und den betroffenen Hautbereich abgestimmt werden sollte, um Nebenwirkungen wie Hautatrophie zu vermeiden. Calcineurin-Inhibitoren sind auf empfindlichen Hautarealen zu bevorzugen.
Dies ist nur eine knappe »Fingertip-Einheit«. / © Getty Images/R. Sadel
Um die passende Menge Salbe zu bestimmen, bietet sich die »Fingertip-Einheit«-Regel an. Dazu wird der Salbenstrang von der Fingerspitze bis zur ersten Fingerbeuge abgemessen. Das macht bei einem Durchmesser des Stranges von 5 mm etwa 0,5 g Salbe. Bei Creme ist eine minimal größere Menge erforderlich (19). Patienten wenden die Topika idealerweise auf hydratisierter Haut an, um die Aufnahme zu optimieren.
Bei akuten Schüben können »Wet-Wraps« (nasse Wickel) die Wirkung verbessern und die Verträglichkeit erhöhen. Die Wet-Wrap-Therapie wird klassisch als kurzzeitig anwendbare Option der Rescue-Therapie genutzt. Patienten tragen auf die Hautstellen topische Glucocorticoide oder Emollienzien auf und legen dann ein warmes feuchtes Baumwolltuch auf, das von einem trockenen Baumwolltuch bedeckt wird (1, 20, 21).
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Arzneimittel mit unterschiedlichen Wirkmechanismen befinden sich derzeit in der Entwicklung. Einige Beispiele:
Hoffnung verspricht die Hemmung des OX40-Signalwegs mit den Antikörpern Amlitelimab und Rocatinlimab, denn die Interaktion zwischen dem kostimulatorischen T-Zell-Rezeptor OX40 und seinem Liganden OX40L ist ganz zentral im Entzündungsgeschehen. Rocatinlimab (AMG 451 oder KHK4083 von Kyowa Kirin/Amgen, Phase III) ist ein humaner monoklonaler Anti-OX40-Antikörper, der die T-Zell-Reaktion durch Blockade des OX40-Rezeptors reduziert. Amlitelimab (KY1005 von Kymab/Sanofi, Phase III) blockiert dagegen den OX40-Liganden. Dadurch soll Amlitelimab das Gleichgewicht zwischen proinflammatorischen und regulatorischen T-Zellen wiederherstellen.
Bei Tradipitant (VLY-686 oder LY686017 von Vanda Pharmaceuticals, Phase III) handelt es sich um einen oralen Neurokinin-1-Rezeptor-(NK-1R-)Antagonisten. Die Interaktion zwischen Substanz P und NK-1R im neuronalen Gewebe spielt eine Rolle im Entzündungsgeschehen und beim Schmerzempfinden.
Der monoklonale Antikörper Rademikibart (CBP-201 von Suzhou Connect Biopharmaceuticals, Phase III) zielt auf den IL-4Rα-Rezeptor ab. Dies ist eine gemeinsame Untereinheit der IL-4- und IL-13-Rezeptoren. IL-4 und IL-13 sind als wichtige Th2-Zytokine in verschiedene entzündliche Prozesse involviert.
Der JAK1- und JAK2-Inhibitor Ruxolitinib ist in peroraler Form bereits für andere Indikationen zugelassen. Die topische Formulierung hat sich in Studien als wirksam erwiesen, um Entzündungen zu reduzieren und Juckreiz zu lindern. Sie wird auch bei Vitiligo überprüft.
Tapinarof ist ein topisch angewandter Agonist des Arylhydrocarbon-Rezeptors (AhR) und in den USA zur Behandlung von Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen zugelassen. Der Arylhydrocarbon-Rezeptor ist ein ligandenabhängiger Transkriptionsfaktor, der eine Rolle bei der Regulierung der Zytokin- und Hautbarriere-Protein-Expression sowie der antioxidativen Aktivität spielt.
Literatur: (35–42)