Nasensprays gegen SARS-CoV-2 |
Auch die Idee, im Nasen-Rachen-Raum die Viruslast bei bereits Infizierten zu senken, ist Gegenstand der Forschung, um eventuell Komplikationen wie Geruchs- und Riechstörungen zu vermeiden. Genau das wurde mit einem Azelastin-haltigen Nasenspray in einer Phase-II-Studie untersucht. Dabei bekamen 90 Freiwillige, die positiv auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet waren, unterschiedlich hoch dosierte Azelastinhydrochlorid-Nasensprays oder Placebo. Während des Behandlungszeitraums wurden sieben Nasopharyngeal-Abstriche für eine quantitative PCR-Messungen entnommen.
Im Vergleich zur Placebogruppe führte die Behandlung mit dem Azelastin-Nasenspray zu allen sechs Zeitpunkten nach Behandlungsbeginn zu einem stärkeren, aber nicht signifikanten Rückgang der mittleren Viruslast. Diese Tendenz war stabil und am Tag 8 am stärksten ausgeprägt. Zudem interessant: Bei Patienten mit anfänglich hoher Viruslast waren die Auswirkungen des 0,1-prozentigen Azelastin-Nasensprays auf eine beschleunigte Senkung der Viruslast ausgeprägter als bei Patienten mit einer niedrigen Viruslast zu Beginn der Behandlung. Obwohl die Studie deutliche Schwächen zeigt, deuten sich doch erste klinische Hinweise auf eine Wirksamkeit eines Azelastin-Nasensprays bei SARS-CoV-2-positiven Patienten an.
In Forscherkreisen besteht die Hoffnung, dass mit mukosal zu applizierenden Impfstoffen der Schutz vor SARS-CoV-2 noch effektiver wird. Mit ihnen scheint eine sogenannte sterile Immunität möglich, da sie das Virus dort stoppen, wo es in den Körper eindringt und wo intramuskuläre Impfstoffe nicht hinkommen. Sie induzieren eine mukosale Immunität in den Schleimhäuten, dafür nötige IgA-Antikörper werden gebildet. Mit derzeit verfügbaren Covid-19-Vakzinen lässt sich keine sterile Immunität aufbauen.
Das zeigt auch die steigende Zahl an Durchbruchinfektionen überdeutlich. Allerdings wurden diese Impfstoffe auch nicht entwickelt, um einen vollständigen Schutz vor der Infektion zu bieten, sondern um effektiv vor schweren Verläufen von Covid-19 zu bewahren. Und so können sich bis zu einem gewissen Grad auch Geimpfte infizieren und dann auch das Virus übertragen.
Mit einer nasalen Vakzine würden Geimpfte nicht mehr zu den Ansteckungen beitragen. Insgesamt gesehen würde der Selektionsdruck auf das Virus nachlassen, Mutanten zu entwickeln. Insofern ist das Feld der nasal zu applizierenden SARS-CoV-2-Impfstoffe heiß umkämpft, aber keineswegs leicht zu bestellen. Die zwei Handvoll Kandidaten, die sich bereits in der klinischen Phase I oder II befinden, wurden teils bereits vor langer Zeit entwickelt, ohne dass Resultate publiziert wurden.
Wer sich nicht sicher ist, ob der eigene Geruchssinn noch richtig funktioniert, kann sich zu Hause zumindest einen groben Geruchstest basteln, hieß es bei der Online-Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. In vier identischen Döschen werden dazu gut unterscheidbare monomolekulare Düfte, wie sie Eukalyptus, Gewürznelken, Zitrone oder Rosen bieten, vorbereitet. Einen stärkeren Reiz erzielt man, wenn man die jeweiligen ätherischen Öle für das Riechtraining verwendet.
»Ähnlich kann man auch vorgehen, wenn der Geruchssinn nach einer Covid-19-Erkrankung nicht rasch wiederkehrt«, sagte Professor Dr. Thomas Hummel von der HNO-Klinik in Dresden. Die Döschen dienten dann zum Riechtraining, welches nach und nach um schwierigere, dezentere Düfte erweitert werden könne. Wichtig ist laut Hummel die Regelmäßigkeit, und zwar morgens und abends für jeweils eine halbe Minute über mehrere Monate.
Mit diesem konsequenten Riechtraining sollen die Riechzellen und die für den Geruchssinn verantwortlichen Nervenbahnen trainiert werden. »Bei Riechstörungen anderer Ursache hat sich gezeigt, dass ein solches Training dem Geruchsvermögen hilft – und zugleich dem Nachlassen des Geruchssinns im Alter entgegenwirkt«, so Hummel. Wer nach einer Covid-19-Infektion unter länger anhaltenden Geruchs- und Geschmacksstörungen leide, kann sich für ein Riechtraining an Riechsprechstunden von HNO-Kliniken wenden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.