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Stiftung Warentest

Nahrungsergänzungsmittel kann Mann sich sparen

Unnötig bis gefährlich: Die Stiftung Warentest hat 17 speziell für Männer deklarierte Nahrungsergänzungsmittel getestet. Alle bis auf eines waren entweder überdosiert, unzureichend gekennzeichnet oder wiesen gravierende Mängel auf. Das Produkt, das am besten abschnitt, erhielt das Urteil »überflüssig«.
Laura Rudolph
27.01.2023  15:30 Uhr

Nahrungsergänzungsmittel gelten als Lebensmittel und sind daher nicht zulassungspflichtig. Stiftung Warentest hat 17 »Männer-Präparate« auf ernährungswissenschaftliche Evidenz, zu hoch dosierte beziehungsweise kritische Inhaltstoffe sowie unerlaubte Werbeaussagen geprüft.

Alle getesteten Präparate wurden im August und September 2022 gekauft und enthalten Zink, das laut Deklaration zu einem normalen Testosteronspiegel beitragen soll und/oder Selen, das die Spermienbildung unterstützen soll. Weitere Inhaltsstoffe sind je nach Produkt Vitamine, weitere Mineralstoffe sowie pflanzliche und sonstige Zusätze.

Testsieger, wenn man es so bezeichnen will, ist das Präparat Doppelherz® aktiv Männergesundheit. Das Urteil der Stiftung Warentest lautet »überflüssig«. Kritische Bestandteile habe das Produkt nicht, ebenso würden keine unerlaubten Gesundheitsversprechen gemacht. Allerdings sei der Nutzen des Mittels aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht belegt.

Viele Mittel sind überdosiert

15 der 17 getesteten Präparate enthalten Stoffe, die die empfohlenen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe des Bundesinstituts für Risikobewertung überschreiten. Darunter Vitamin E, das zu hoch dosiert das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann, sowie Vitamin D, dass überdosiert der Niere schaden kann. Viele Präparate enthalten zudem zu hohe Mengen an Zink und Selen.

Stiftung Warentest bemängelte zudem bei den meisten Präparaten, dass wichtige Verbraucherhinweise fehlten, etwa dass keine weiteren zinkhaltigen Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden sollten oder solche, die auf das Interaktionspotenzial von Vitamin K hinweisen.

Produkte mit »gravierenden Mängeln«

Für sieben Präparate lautet das Urteil der Stiftung Warentest »überflüssig mit gravierenden Mängeln«. Bei diesen fehlten wissenschaftliche Belege für den Nutzen, fast alle überschritten behördlich empfohlenen Höchstmengen bei einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen und oft fehlten Verbraucherhinweise, berichtete das Testteam.

Besonders kritisch seien deutlich zu hohe Mengen an Vitamin A, das dann der Leber schaden kann. Auch ein Produkt mit unerlaubten Gesundheitsversprechen sowie zwei Präparate mit Tribulus-Extrakt sind vertreten. Der vermeintliche »Testosteron-Booster« Tribulus terrestris, zu Deutsch Erd-Burzeldorn, könne gesundheitsbedenkliche Stoffe enthalten, von denen man nicht wisse, ob sie nicht auch in den Extrakt gelangen, so die Stiftung Warentest.

Insgesamt empfiehlt das Testteam keines der getesteten Produkte. Sein Fazit lautet: »Wer sich normal ernährt, ist gut mit Nährstoffen versorgt. Ein gesunder Lebenswandel stärkt die Manneskraft am besten.« Nötig sei für Männer laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung höchstens die gezielte Ergänzung kritischer Nährstoffe, darunter je nach Individuum Vitamin B12, Vitamin D, Jod, Fluorid und im Einzelfall weitere Stoffe, heißt es im Testbericht. 

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