Pharmazeutische Zeitung online
Neue Studiendaten

Molnupiravir schützt Mäuse vor Corona-Infektion und Covid-19

Molnupiravir wird derzeit in klinischen Studien an Menschen getestet. Jetzt untermauert eine Studie mit humanisierten Mäusen das Potenzial des Breitspektrum-Virostatikums zur Vorbeugung und Behandlung von Corona-Infektionen.
Daniela Hüttemann
09.02.2021  18:00 Uhr

Molnupiravir, das auch unter den Kürzeln EIDD-2801 und MK-4482 geführt wird, ist ein Ribonukleosid-Analogon, das den gleichen Wirkmechanismus wie Remdesivir hat, aber oral verfügbar ist. Ursprünglich wurde und wird es für Influenza-Infektionen entwickelt, doch laufen bereits klinische Phase-II/III-Studien zur Prävention und Behandlung von milden bis moderaten Covid-19-Erkrankungen. Erste Studienergebnisse sollen noch in diesem Quartal vorliegen. Zur Marktreife wollen es die US-Unternehmen MSD und Ridgeback Bio bringen.

Derweil läuft parallel die Präklinik weiter. Es konnte bereits gezeigt werden, dass Molnupiravir bei mit SARS-CoV-2-infizierten Frettchen die Menge an ausgeschiedenem Virus so stark gesenkt, dass die Tiere nicht mehr ansteckend waren. Heute haben nun Victor Garcia und Kollegen von der University of North Carolina neue Daten geliefert, publiziert im Fachjournal »Nature«. Sie behandelten immundefiziente Mäuse, denen menschliches Lungengewebe transplantiert worden war, 24 oder 48 Stunden nach Kontakt mit SARS-CoV-2 mit Molnupiravir. Dabei konnte der Arzneistoff die Virusreplikation im Lungengewebe und eine Infektion verhindern. Die Virusreduktion war nach der frühen Behandlung besser wirksam, als wenn die Behandlung erst 48 Stunden nach der Virus-Challenge startete. Gaben die Forscher den Mäusen den Arzneistoff 12 Stunden, bevor sie die Tiere mit dem Virus in Kontakt brachten, infizierten sich die Mäuse nicht.

Sollte sich die Wirksamkeit bei vertretbarem Nebenwirkungsprofil in den klinischen Studien bestätigen, wäre Molnupiravir eine gute Option für die ambulante Covid-19-Behandlung sowie möglicherweise für die Prä- und Postexpositionsprophylaxe.

Die Forscher wollten außerdem wissen, ob andere Coronaviren sich in ihrem Mausmodell vermehren konnten – konnten sie. Sowohl SARS-CoV-1 und MERS-Viren, die bekanntermaßen zu den humanpathogenen Erregern zählen, als auch die SARS-ähnlichen Coronaviren WIV1-CoV und SHC014-CoV aus Fledermäusen konnten in dem Mausmodell replizieren. Dabei benötigten die zoonotischen Viren keine Adaption durch einen Zwischenwirt, was ihr gefährliches Potenzial für Infektionen beim Menschen zeigt.

Wie heute bekannt wurde, hält eine Untersuchungskommission der Weltgesundheitsorganisation WHO tatsächlich auch Fledermäuse für den wahrscheinlichsten Ursprung der jetzigen Pandemie, wobei sie von einem anderen Tier als Zwischenwirt ausgehen. Da somit andere Coronaviren neue Pandemien auslösen könnten, arbeiten Forscher bereits an universellen Impfstoffen.

Mehr von Avoxa