Milde Omikron-Verläufe in Südafrika – auf Deutschland übertragbar? |
Auf die Frage, inwiefern das Ergebnis der Studie mit den Beobachtungen niedrigerer Hospitalisierungsraten aus Südafrika übereinstimme, antwortet Eckerle: »Es könnte ein Hinweis auf mildere Infektionen sein, aber man muss auch bedenken, dass Südafrika eine junge Population hat, in den vorherigen Wellen bereits eine starke Übersterblichkeit entstand und die berichteten Fälle vor allem junge Menschen mit Impfdurchbrüchen waren. Auch zirkulierte in Südafrika vermehrt die Beta-Variante, sodass wahrscheinlich ein anderer immunologischer Hintergrund herrscht als bei uns.« Aktuell erscheinen ihr die Daten zur Krankheitsschwere von Omikron noch etwas zu dünn, um daraus allgemeingültige Aussagen zu treffen.
Ähnlich äußert sich Dr. Björn Meyer, Leiter der Arbeitsgruppen Virusevolution, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: »Die Daten von den verschiedenen Zelllinien und den Lungen-Organoiden zeigen, dass Omikron schlechter in die Zellen gelangen kann als Delta. Wichtig hier ist, dass es sich um Pseudotyp-Virus-Experimente handelt und man sich somit nur die intrinsische Funktion des Spike-Proteins ansehen, aber keine Aussagen über das gesamte Virus treffen kann.«
Auch Meyer meint, dass man aus den Zellversuchen keine Ableitungen für weniger schwere Krankheitsverläufe beim Menschen ziehen kann. »Krankheitsverläufe sind sehr komplex und es wird immer schwerer, Unterschiede in verschiedenen Ländern allgemeingültig zu erklären«, so der Virologe. Es gebe große Unterschiede zwischen Südafrika und Deutschland. »Südafrika hatte zum Beispiel viele schwere Wellen – wichtig dabei: eine Welle war die Beta Variante – und die Bevölkerung ist im Durchschnitt sehr viel jünger, sodass wir leider mehr Daten brauchen, um mit absoluter Sicherheit sagen zu können, wie schwer Omikron-Verläufe sind.« Sehr frühe Ergebnisse aus UK zeigten jedoch momentan keine Unterschiede. Es bleibe somit abzuwarten.
In Südafrika dominiert laut dpa-Bericht die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen. Der Großraum um die Metropole Johannesburg und die Hauptstadt Pretoria habe bei den täglichen Neuinfektionen landesweit zeitweise einen Anteil von bis zu 80 Prozent gehabt. Allerdings liege die Zahl der Krankenhauseinweisungen deutlich unter denen vorangegangener Infektionswellen. Auch die Zahl der Aufenthalte im Hospital sank deutlich auf im Schnitt drei bis vier Tage, so die NICD-Studie.
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